Spezies der Woche #97 – Knöterich-Purpurspanner
Brandenburgs Schmetterlingsforscherinnen und –forscher konnten 2003 ihr Glück kaum fassen. Im Hitzesommer, in dem Mensch und Natur überall schwer zu kämpfen hatten, gab es eine wunderbare Überraschung. Der Knöterich-Purpurspanner, der jahrelang verschollen war, tauchte plötzlich in großer Zahl wieder auf; sogar in Gebieten, in denen er seit Jahrzehnten nicht mehr aufgetreten war.
Verbreitungsstatus in Rheinland-Pfalz | ausgestorben |
Restvorkommen | Sachsen, Brandenburg, Südeuropa |
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz | unbekannt |
Lebensraum | Sandmagerrasen, warme steinige Hänge, |
Gefährdung | Habitatverlust durch Überdüngung und Bebauung |
Die Forschenden fanden heraus, dass sich in diesem Jahr eine vollständige dritte Generation Knöterich-Purpurspanner entwickelt hatte, was nördlich der Alpen sonst sehr selten passiert. Weil Purpurspanner gern sogenannte Dispersionflüge unternehmen, also ihr eigentliches Habitat verlassen, um neue Gegenden zu erkunden, konnten sie an neuen und ungewöhnlichen Orten gesichtet werden. Zwei Dinge braucht der Schmetterling mit den ockerfarbenen Vorderflügeln und den beiden purpurnen Querlinien in seinem Lebensraum: zum einen muss es sehr viele Vogelknöterich-Pflanzen geben, die einzige Nahrung seiner Raupen, und zum anderen muss das Gebiet sonnig und trocken, gern auch windig sein. Feuchtigkeit mag der Knöterich-Purpurspanner nämlich gar nicht. So liegen seine üblichen Vorkommen gern auf der Sonnenseite von Feldwegen, Windmühlen und sogar auf stark zerstörten, entwässerten Mooren. Denn hier heizt die Sonne den schwarzen Moorboden besonders gut auf.
In Baden-Württemberg, wo die Art früher im warmen Oberrheingraben weiter verbreitet war, wurde das wahrscheinlich letzte Vorkommen 2003 durch Bebauung zerstört.
Wegen des Rückgangs von Sandmagerrasen und extensiver, trockener Feldflur durch Überdüngung findet der Knöterichpurpurspanner immer weniger geeigneten Lebensraum. Der Klimawandel scheint ihm in manchen Jahren zwar einen Überlebensvorteil zu verschaffen, ob ihm das langfristig nützt, ist aber höchst zweifelhaft.
Politisch notwendig:
· Stopp der Überdüngung
· Reduzierung des Flächenverbrauchs
· Schutz von Brachflächen und Ödland
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Foto: Von Katya from Moscow, Russia – Пяденица пурпурная / Lythria purpuraria / Purple-barred Yellow / Knöterich-Purpurspanner, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=45503987