Spezies der Woche #91 -der Elch
Seit einigen Jahren zieht es immer wieder einzelne Elche aus Osteuropa nach Deutschland. Die Lebensbedingungen sind – insbesondere im dünn besiedelten Brandenburg mit seinen Feuchtwiesen und Moorwäldern – ideal. Elche sind sehr gute Schwimmer und wagen sich sogar in die Ostsee. So besuchte im vergangenen Jahr, während des Lockdowns, ein Elch die Insel Usedom an und machte einen Spaziergang am menschenleeren Strand. Fürsorglich wurde er beim Heimweg von der Wasserschutzpolizei zurück ans polnische Festland begleitet.
Verbreitungsstatus in Deutschland |
Vom Aussterben bedroht |
Restvorkommen |
Skandinavien, Polen, Tschechien |
Letzte Sichtung in Deutschland |
aktuell |
Lebensraum |
Feuchtgebiete und Wälder |
Gefährdung |
Zersiedelung, Jagd |
Bis ins Frühmittelalter waren die imposanten Großhirsche noch in ganz Deutschland verbreitet. In seinem „De Bello Gallico“ beschreibt der römische Feldherr Julius Cäsar eine angebliche Jagdmethode der Germanen: Da der Elch keine Kniegelenke habe, könne er sich nicht von alleine aufrichten und müsse sich zum Schlafen an einen Baum lehnen, schreibt Cäsar. Dies würden sich germanische Jäger zunutze machen, indem sie die Bäume ansägten. Lehne sich ein Elch an, stürze er mit dem Baum zu Boden und werde zur Strecke gebracht. Es ist nicht überliefert, wer Cäsar diesen Bären aufgebunden hat.
Elche haben natürlich Kniegelenke, ihre Beine wirken nur im Verhältnis zum Körper sehr lang und ungelenk. Dabei sind Elche richtige Langstreckenläufer, übertroffen wird ihre läuferische Ausdauer jedoch von ihrer Begeisterung für das nasse Element: sie verbringen etwa 60 Prozent ihrer Lebenszeit im Wasser. Im Wasser könnten sie jeden menschlichen Olympiasieger locker abhängen, denn sie schwimmen bis zu 10 km/h schnell. Auch in warmen Quellen kann man sie manchmal genüsslich baden sehen, und sie können bis zu sechs Meter tief tauschen. Im Sommer durchschwimmen sie Oder und Neiße; im Winter laufen sie einfach über das Eis und kommen so immer mal wieder auch nach Deutschland. Auch in Tschechien lebt eine allmählich wachsende Population, von der einzelne Tiere ausgedehnte Wanderausflügen nach Bayern unternehmen.
Experten gehen davon aus, dass der Elch in naher Zukunft wieder dauerhaft bei uns heimisch werden kann. In geeigneten Regionen, fernab von urbanen Räumen und mit den geliebten Wald- und Wasserbiotopen, fänden die Tiere ideale Lebensbedingungen. Nicht nur in Brandenburg, auch in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern gäbe es geeignete Gebiete. In Bayern kämen der Bayerische Wald und Truppenübungsplätze wie Grafenwöhr in der Oberpfalz in Betracht.
Seit 2019 gibt es das deutsch-polnische Interreg-Forschungsprojekt „Elchmonitoring“, das von der Europäischen Union gefördert wird. „Wir erhoffen uns weitere Erkenntnisse über das Wanderverhalten der Elche, zum Beispiel auch zur Vermeidung von Elchunfällen“. Unglücklicherweise mögen Elche nämlich das Salz der Streudienste und treiben sich im Winter gern an Straßen herum. Außerdem legen sie in der Brunftzeit lange Strecken zurück. Die Elchbullen, die sonst eher zurückgezogen leben, wandern auf der Suche nach einem Weibchen oft Tausende von Kilometern. Dabei überqueren sie natürlich auch Landstraßen oder Autobahnen. Über ihr Verhalten beim Umgang mit dem Auto gibt es widersprüchliche Beobachtungen. Manche berichten von einer Art Schockstarre, wie bei Rehen, andere warnen vor Elchen in vollem Lauf, die Straßen queren und nur ihr Ziel vor Augen haben. Durch das Monitoring erhofft man sich sichere Erkenntnisse zum Verhalten und geeignete Schutzmaßnahmen, damit der Elch bald wieder gut nach Deutschland zurückkehren kann.
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Bild: Von Ryan Hagerty – http://www.public-domain-image.com/full-image/fauna-animals-public-domain-images-pictures/deers-public-domain-images-pictures/moose-and-elk-public-domain-images-pictures/a-male-moose-takes-a-rest-in-a-field-during-a-light-rainshower.jpg-public-domain-photo.html, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19998267