Spezies der Woche #90 – der Europäische Hausen
Der Europäische Hausen ist ein faszinierender Riese, der ehemals auch in der Donau anzutreffen war. Der Überlieferungen zufolge bis zu acht Meter lange Fisch wanderte vom Schwarzen Meer über 2.000 Kilometer zu seinen Laichgründen in der Donau und ihren Nebenflüssen. Heute ist dieser Weg durch Staudämme und Schleusen, insbesondere die Kraftwerke am Eisernen Tor zwischen Serbien und Rumänien, versperrt. Leider wird der Hausen außerdem immer noch bejagt. Sein Laich gilt als der ergiebigste und wohlschmeckendste Kaviar.
Verbreitungsstatus in Deutschland |
ausgestorben |
Restvorkommen |
Kaspisches Meer, Schwarzes Meer |
Letzte Sichtung in Deutschland |
unbekannt |
Lebensraum |
Große Flüsse, Binnenmeere |
Gefährdung |
Überfischung, Verbauung von Gewässern, Verlust von Laichgebieten |
Der Europäische Hausen (Huso huso), auch Beluga oder Belugastör genannt, lebt im Kaspischen Meer und im Schwarzen Meer und laicht in den darin mündenden Flüssen. Die Vorkommen im Asowschen Meer (Nebenmeer des Schwarzen Meeres) und der Adria sind erloschen. Geschlechtsreife Europäische Hausen haben eine Länge von 180 – 250 cm, können aber auch bis zu 600 cm lang, über eine Tonne schwer werden und bis zu 100 Jahren alt werden. Berichte aus dem 19. Jahrhundert geben sogar bis zu acht Metern Länge an.
Der Hausen weist die typische langgestreckte Gestalt der Störe mit fünf Reihen von Knochenschilden auf, ist aber gedrungener. Auf der Schnauze des Europäischen Hausen sitzen Sinnesorgane (Elektrorezeptoren), mit denen selbst schwache elektrische Felder und feine Temperaturunterschiede wahrgenommen und somit Beutetiere geortet werden können.
Junge Europäische Hausen verbringen die ersten Jahre ihres Lebens im Süßwasser und wandern dann ins Meer ab. Nach dem Erreichen der Geschlechtsreife mit 15 – 20 Jahren wandern die Fische zum Laichen erneut zurück ins Süßwasser. Der Europäische Hausen laicht in Abständen von zwei bis vier Jahren, also nicht jedes Jahr. Die Laichwanderungen beginnen in der Regel im Herbst, zwischen April und Juni findet der eigentliche Laichvorgang statt. Auslöser für das Ablaichen sind Hochwasserereignisse über einen längeren Zeitraum. Die Ablage der 4-8 Millionen Eier erfolgt über schottrigen bis steinigen Untergründen in 3 – 20 m Wassertiefe, bei Wassertemperaturen von ca. 9 – 17 °C und einer Fließgeschwindigkeit von 1 – 2 m/s.
Die Fangzahlen weisen darauf hin, dass die Populationen in den letzten drei Generationen um etwa 90 % abgenommen haben. Aufgrund des hohen Wertes als Speisefisch und Kaviarlieferant wird der Bestand des Hausens in verschiedenen Gewässern durch den Besatz mit Jungfischen gestützt. In der Wolga existiert die Art wahrscheinlich nur noch wegen dieses Besatzes, denn durch die Anlage des Wolgograder Stausees wurden die Laichgründe in der Wolga zerstört oder für die Tiere unzugänglich gemacht. Die Verbauungen der Donau sind schon lange ein undurchdringliche Barriere.
Der Europäische Hausen wird in der Roten Liste International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) als „weltweit vom Aussterben bedrohte Art“ gelistet. Es steht zu befürchten, dass eine Art, die seit der Zeit der Dinosaurier auf dem Planeten gelebt hat, das Zeitalter des Menschen nicht überstehen wird.
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Bild: Von Максим Яковлєв – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=67084661