Spezies der Woche #87 – Aspisviper

Deutschlands Wälder werden dunkler, wusstet ihr das? Durch Stickstoffeintrag aus der Luft werden eigentlich baum- und buschfreie Gebiete gedüngt. Dadurch siedeln sich Brombeeren und andere stickstoffliebende Pflanzen an. Wegen des (eigentlich sinnvollen!) Verzichts auf große Kahlschlägen gibt es zusätzlich weniger sonnige Bereiche im Wald. Lichtarten wie die Aspisviper, die auf sonnigen, exponierten Felsen wohnt, verlieren zunehmend an Lebensraum. Die Aspisviper wurde an ihrem letzten verbliebenen deutschen Lebensraum im Südschwarzwald zur Waldzielart erklärt. Die Zielart ist die Art, auf deren Bedürfnisse die Waldgestaltung ausgelegt werden soll.

 

Verbreitungsstatus in Deutschland Vom Aussterben bedroht
Restvorkommen Südschwarzwald
Letzte Sichtung in Deutschland unbekannt
Lebensraum Geröllflächen
Gefährdung Habitatverlust durch Stickstoffeintrag, Überbauung, veränderte Waldnutzung, Störung durch Menschen

Neben der Kreuzotter ist die Aspisviper die zweite Giftschlangenart Deutschlands. Ihr Gift ist für Menschen, wie bei der Kreuzotter, nicht tödlich. Aspisvipern sind sehr variantenreich gefärbt, von grau, braun und beige bis zu gelblich oder rötlich gibt es viele Farbvarianten und Farbverläufe. Im Alpenraum finden sich ganz schwarze Exemplare. In der Regel zeigen Aspisvipern eine charakteristische schwarze Rückenzeichnung aus zwei Reihen alternierend stehender dunkler Barren. Vom Auge bis zum Hals verläuft ein oftmals dunkelbraunes Schläfenband. Um Aspisvipern von Kreuzottern zu unterscheiden, schaut man auf Rückenzeichnung und Schnauzenregion. Kreuzottern tragen ein Zickzackband und haben eine spitze Schnauze, die Rückenfärbung von Aspisvipern zeigt fast immer nicht miteinander verbundene Flecken und sie hat eine Stupsnase. Aspisvipern pflanzen sich nur alle zwei bis drei Jahre fort. Weibchen paaren sich im Herbst mit mehreren Männchen, danach bewahrt das Weibchen die Spermien in einer Spermientasche auf. Nach Eisprung, Befruchtung und einer Tragzeit von ca. 12 Wochen werden bis zu 15 Jungtiere geworfen, die während oder nach der Geburt aus ihren Eihüllen schlüpfen.

Die Aspisviper ist eine der wenigen Waldzielarten. Zielarten, die aufgrund ihrer ökologischen Ansprüche stellvertretend für weitere Arten stehen und auf welche Fördermaßnahmen fokussiert werden können, können wichtige Funktionen für die Funktionsfähigkeit einer Landschaft haben und deren biologische Vielfalt repräsentieren oder auch repräsentative Vertreter bestimmter Lebensraumtypen sein. Auch endemische Vorkommen können als Zielart eingestuft werden. Baden-Württemberg beherbergt die einzigen autochthonen Aspisviper-Vorkommen in Deutschland, vermutlich ein Reliktvorkommen, das in einer nacheiszeitlichen Wärmeperiode mit dem Vorkommen im nördlichen Schweizer Jura verbunden war. Die etwa 240 Tiere umfassende Population wird seit den 80ern wissenschaftlich beobachtet und gilt als stabil. Gut 20 km entfernt liegt im schweizerischen Kanton Aargau das nächstgelegene Vorkommen. Ans Saarland angrenzend findet man im französischen Lothringen zwischen Metz und Thionville weitere Vorkommen, die allerdings allesamt linksmoselig siedeln. Als erloschen gelten die Vorkommen am Grenzacher Horn bei Basel sowie bei Lörrach.

Gefährdungsfaktoren für die Lebensräume sind Beschattung, die zu verändertem Mikroklima führt sowie Störungen. Aktuell versucht man, im Südschwarzwald mit gezielter Durchforstung die einzelnen Steinhalden durch baumfreie Korridore zu verbinden. Wegen ihrer geringen Ausbreitungsrate ist die Aspisviper stark durch Habitatfragmentierung bedroht. In der Schweiz wird ihr Rückgang auf die Intensivierung der Landwirtschaft und eine zunehmende Bebauung zurückgeführt. Auch dem Straßenverkehr fallen immer wieder Individuen zum Opfer.

Bild: Von Bernard DUPONT from FRANCE – Asp Viper (Vipera aspis) male (found by Jean NICOLAS), CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=61576549