Spezies der Woche #86 – das Schlanke Wollgras

Kennt ihr Pionierpflanzen? So nennt man Pflanzen, die freie Flächen als erste besiedeln. Das Schlanke oder auch Zierliche Wollgras (Eriophorum gracile) ist solch eine Pionierpflanze. Wegen seines schnellen Wuchses und seiner Anspruchslosigkeit verwendet man es gerne bei der Moor-Renaturierung. Sein Einsatz schafft geeignete Voraussetzungen für anspruchsvollere Moorpflanzen. Das Schlanke Wollgras ist aber auch eine Zeigerpflanze, also eine Pflanze, die bestimmte Bodeneigenschaften anzeigtUnd das macht es fast noch wertvoller für die Moorrenaturierung.

Verbreitungsstatus in Rheinland-Pfalz

Vom Aussterben bedroht

Restvorkommen

Bayern, Mecklenburgische Seenplatte

Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz

2016 in Trippstadt

Lebensraum

Moore

Gefährdung

Entwässerung von Mooren, Nährstoffeintrag

Das Schlanke Wollgras ist an sehr nasse Moorböden gebunden. Bereits auf leichte Entwässerung reagiert es mit Bestandseinbrüchen; dadurch ist es ein sensibler Nässe-Indikator. Bei Moorrenaturierungen ist manchmal nicht leicht zu erkennen. ob das Moor das angestaute Wasser halten kann. Hier ist das Schlanke Wollgras eine gute Hilfe: überall dort, wo das Wollgras wächst, ist der Boden nass genugwo es nicht wächst, gibt es noch Wasserverluste oder andere Moorschäden.

Ein eindeutiges Erkennungsmerkmal des Schlanken Wollgrases sind die rauen, sehr dicht mit kurzen Haaren besetzten Ährchenstiele. Der Blütenstand, der erst zur Fruchtreife den charakteristischen, reinweißen Haarschopf ausbildet, besteht aus 2–4 relativ kurz gestielten Ährchen mit jeweils einem eigenen weißen Büschel am Ende.

Bei unregelmäßiger oder ausbleibender Mahd wird das Schlanke Wollgras von konkurrenzstärkeren Arten verdrängt. Maschinelles Mähen erfordert einen niedrigeren Grundwasserspiegel als das Wollgras verträgt. Deshalb kommt nur Mähen mit Spezialmaschinen oder von Hand in Frage, was den Schutz des Schlanken Wollgrases zur anspruchsvollen Aufgabe macht. Folgende Pflegemaßnahmen haben sich bisher bewährt: Einmalige Erhaltungsmahd im Spätsommer oder Herbst; in der Regel durch Spezialmaschinen mit geringem Bodendruck (Motormäher oder Mähraupe) sowie Verschluss von Entwässerungsgräben oder Aussetzen von Abpumpeinrichtungen an Wuchsorten. Eine gute Alternative stellt die Beweidung dar.

Deutschland trägt eine hohe internationale Verantwortung für die Erhaltung der Art. Die ehemals zahlreichen Vorkommen im Allgäu sind auf etwa ein Dutzend zurückgegangen. Dennoch liegen hier und im mittleren Alpenvorland die bedeutendsten Bestände. Um die wenigen Restbestände zu erhalten, müssen zusätzlich Nährstoffeinträge konsequent verhindert und das Wasser im Wuchsgebiet zurückgehalten werden.

Bild: Von Mathilde DUVERGER [CC BY-SA], via Tela Botanica – https://api.tela-botanica.org/img:000091757O.jpg, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60563685

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