Spezies der Woche #85 – die Steinlaus
Kennt Ihr die Steinlaus und ihren berühmten Entdecker? Loriot ist nicht nur ein bekannter Komiker, sondern auch ein großer Faunist. Ihm ist 1976 die Erstbeschreibung der bis dahin vollkommen unbekannten Steinlaus gelungen. Diese ist seitdem Bestandteil des wichtigsten medizinischen Wörterbuchs – des Pschyrembels. Vollkommen zu Recht, sagen wir, denn es ist ein unersetzliches Tierchen im menschlichen Ökosystem.
Verbreitungsstatus in Deutschlang |
Nicht gefährdet |
Restvorkommen |
In wissenschaftlichen Laboren und Arbeitszimmern |
Letzte Sichtung in Deutschland |
aktuell |
Lebensraum |
Pschyrembel |
Gefährdung |
Humorlosigkeit |
Petrophaga lorioti, wie die Steinlaus wissenschaftlich korrekt heißt, ist das kleinste einheimische Nagetier und wird maximal drei Milimeter groß. Sie wurde vermutlich durch Meteoriteneinschläge auf die Erde eingeschleppt, da deutliche Steinlaus-Fraßspuren an Mars-Bodenproben festgestellt wurden.
Auf der Erde ist sie vor allem in Gebirgen, Wüsten, Großstädten verbreitet. Die weltweite Zunahme könnte durch die globale Erwärmung begünstigt sein. Sie ernährt sich hauptsächlich von Steinen, in freier Natur vor allem von Silikaten. In urbanem Umfeld frisst sie auch Mauern und Beton. In der Medizin wird sie geschätzt, weil sie auch Nieren-, Blasen– und Gallensteine nicht verschmäht.
Experimentell führt man unter Laborbedingungen absichtlich die “stone louse kissing disease” herbei, die beim Küssen der Steinlaus und darauf folgenden Einatmung der Steinstäube entsteht, Die Forschung prüft derzeit den Einsatz als Antidepressivum, aber auch zur minimal invasiven Entfernung von Zahnstein und Ablagerungen bei Arterioskelose. Typische Symptome bei Steinlausbefall sind: Euphorie mit typischer Mimik wie Kontraktion des Lach- und Augenringmuskels sowie allgemeines Wohlbefinden. Grund könnte die Stimulation der Endorphinausschüttung durch Steinlaus-Stoffwechselprodukte sein. Patient*innen müssen während der Behandlung eine Feinstaubplakette tragen und mit der Entstehung von Lachfalten rechnen.
Aus sozioökonomischen Gründen war eine therapeutische Steinlausexposition der Bevölkerung geplant, die allerdings an der mangelnden Kultivierbarkeit des eigenwilligen Nagers scheiterte. Weitere positive Einflüsse auf die menschliche Gesellschaft erhofft man sich, nachdem bekannt wurde, dass der große Appetit der Steinlaus wohl für den Fall der Berliner Mauer und das Ende der Steinzeit verantwortlich ist.
In der 257. Auflage des Pschyrembels wurde aus Zweifel an der Seriosität der Steinlausforschung auf den Steinlaus-Eintrag verzichtet. Die Folge waren heftige Leserproteste und daher erscheint die Steinlaus in der darauffolgenden Ausgabe 1997 in gewohnter Form mit neuen Erkenntnissen wieder.
Wikipedia schreibt zur Steinlaus so schön: Bei der Steinlaus handelt es sich um einen wissenschaftlichen Witz, dessen Pointe unmittelbar oft nur Angehörigen der jeweiligen wissenschaftlichen Disziplin zugänglich ist.
Ich hoffe, auch Menschen außerhalb medizinischer Berufe konnten über die Steinlaus schmunzeln und wünsche euch frohe Tage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr
Eure Jutta
Foto: Team Paulus, nach eingängiger Steinlausbetrachtung