Spezies der Woche # 84 – Schneemaus
Mäuse sind jetzt im Winterschlaf? Nicht alle Mäuse! Die niedliche Schneemaus ist in den Bergregionen zwischen 1000 und 4000 Meter aktiv und hält keinen Winterschlaf. Stattdessen sonnt sie sich gern auf sonnenwarmen Felsen und baut einen perfekt an Schneeschmelze und raue Felsen angepassten Bau. Schneemäuse machen sogar Heu und lagern es in ihrem Nest für den Winter ein. Dadurch sorgen sie für die Verbreitung seltener Pflanzenarten, z.B. der Rostblättrigen Alpenrose. Weil die Schneemaus für diese Pflanzen überlebenswichtig ist, wird sie durch die Berner Konvention zum Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen geschützt, obwohl sie selbst nicht gefährdet ist.
Verbreitungsstatus in Deutschland |
Nicht gefährdet |
Restvorkommen |
Alpen, Pyrenäen, Karpaten |
Letzte Sichtung in Deutschland |
aktuell |
Lebensraum |
Felsige Gebiete oberhalb der Baumgrenze |
Gefährdung |
keine |
Die Schneemaus ist ein Säugetier aus der Unterfamilie der Wühlmäuse. Sie besiedelt überwiegend alpine Matten und Halden. Ihr Körper ist zwischen 9 und 14 cm lang, der Schwanz misst zusätzliche 5 bis 8 cm. Das dichte weiche Fell ist auf Rücken und Seiten lichtgrau mit bräunlichem Anflug, am Bauch hingegen weißlich. Zum Schutz vor der Kälte sind Füße, Ohren und Schwanz weiß behaart, der Schwanz trägt eine weiße Endquaste. Die Schnurrhaare sind, ebenfalls gattungstypisch, mit über 3,5 cm sehr lang.
Bei tiefen Temperaturen verkriechen sich die Schneemäuse in ihre durch die Schneeauflage isolierten Baue. Den Weg zu ihren Nestern halten sie frei von Steinchen und Geröll, damit sie bei der Flucht vor Fressfeinden nicht stolpern oder straucheln. Das häufig neben Steinen angelegte Einschlupfloch zum Bau wird bei plötzlich einsetzender Schneeschmelze durch einen Erdwall vor dem Wasser geschützt. Schneemäuse sollen im Herbst „heuen“, also abgebissene Pflanzenteile vor der Einlagerung in der Sonne trocknen lassen. Wenn der Winter gar zu streng wird, wagen sie sich auch einmal in die Nähe der Menschen vor und suchen in Heustadeln oder Berghütten Schutz vor Frost und Eis.
Forscherinnen und Forscher der Uni Zürich haben durch Beobachtung einer Schweizer Schneemauspopulation herausgefunden, dass sich die Schneemäuse dem Klimawandel anpassen. Je früher der Schnee fällt, desto kleiner wird die Schneemaus. Während rund zehn Jahren untersuchten Wissenschaftler der Universität in Zürich eine Schneemaus-Population auf rund 2’000 Metern Höhe bei Churwalden. Dort wurden sie Zeuge, wie die Schneemäuse sich innerhalb weniger Generationen genetisch an die früheren Wintereinbrüche anpassten. Die kleinen leichten Jungmäuse sind dann offenbar besser dran: Sie erreichen schneller ihre endgültige Größe und sind somit ausgewachsen, bevor das Wetter schlecht wird, vermuten die Forscher. Sie schließen daraus, dass die Bedeutung evolutionärer Anpassung bei Pflanzen und Tieren im Hinblick auf die menschengemachten Klimaveränderungen bisher wahrscheinlich unterschätzt worden sei.
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Bild: Von Svíčková – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11485886