Spezies der Woche #19 – Frauenschuh
Verbreitungsstatus | Extrem selten |
Restvorkommen | Daun, Bollendorf |
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz | 2010 |
Lebensraum | lichte Wälder auf kalkhaltigen, basenreichen Lehm-, Ton- und Rohböden |
Bedrohung | Pflücken und Ausgraben der Wildbestände, Aufforstung |
Der Frauenschuh, dessen europäischen Art auch „Gelber Frauenschuh“ genannt wird, ist die bekannteste und auffälligste Orchideenart in Rheinland-Pfalz. Etwa 5 cm lange, abstehende, rotbraune Blütenblätter umgeben eine große, gelbe, pantoffelförmig-bauchige Lippe, die an Pumps erinnert. Daher der Name.
Als Halbschattenpflanze kommt der Frauenschuh gerne in Gebüschen und im Saum von Kiefernmischwäldern zusammen mit anderen Orchideenarten, wie der Mücken-Händelwurz oder dem Roten Waldvöglein vor. Der Frauenschuh gilt als Kennart der Orchideen-Buchenwälder.
Der raffinierte Bestäubungsmechanismus wurde bereits von Charles Darwin beschrieben: Die innen rot punktierte Blütenlippe ist eine Kesselfalle. Insekten, die in den Kessel kriechen oder hineinfallen, können ihn nicht mehr durch den Eingang verlassen. Die ölig-glatte Innenwand der Lippe zwingt die Insekten, einen vorgegebenen Weg im Bereich der “Ferse” des Schuhs zu nehmen. Die beiden seitlichen Ausstiege werden durch lichtdurchlässige Fenster beleuchtet und führen durch eine Haartreppe ins Freie. An der „Decke“ der engen, seitlichen Ausstiege ragt die Narbe nach unten, am Innenrand befindet sich jeweils ein Staubbeutel. Beim Durchzwängen streift das Insekt zunächst mitgebrachte Pollen an der Narbe ab und belädt sich dann erneut mit den staubförmigen, klebrigen Pollenkörnern.
Starke Bestandsrückgänge wurden und werden durch das Abpflücken und Ausgraben der attraktiven Pflanzen verursacht. Der Rückgang lichter Wälder nimmt dem Frauenschuh zusätzlich den Lebensraum. Auf schattigeren Standorten werden keine Blüten mehr ausgebildet und Wildbienen fliegen die wenigen Restblüten nicht mehr an. Die wichtigsten Bestäuber, verschiedene Sandbienenarten, sind auf Rohböden (sandige oder steinige Böden ohne Humus) angewiesen, in denen sie nisten. Diese Habitate gehen ebenfalls stark zurück. Die ehemals großen Vorkommen des Frauenschuhs vor allem im Mittelrheingebiet und in der Eifel sind inzwischen nahezu erloschen.
Politisch notwendig:
- Gezielte Öffentlichkeitsarbeit zum Schutz wilder Orchideen
- Erhalt lichter Wälder
- Minimierung der Wildbestände, um Verbiss zu vermeiden
- Erhalt von Rohbodenstandorten