Spezies der Woche #154
Springschwänze sind keine eigene Tierart, sondern eine Tierklasse und zwar eine besonders nützliche. Als Faustregel gilt: Je mehr verschiedene Springschwanzarten im Boden gefunden werden, desto besser ist die Bodenqualität. Das Absurde: Springschwänze werden häufig als Schädlinge definiert und bekämpft, auf dem Acker wie im Blumentopf. Doch eigentlich gilt: Mehr Springschwänze braucht das Land.
Verbreitungsstatus in Deutschland | Bundesweit von sehr häufig bis sehr selten |
Restvorkommen | In allen feuchten, humosen Böden |
Letzte Sichtung in Europa | aktuell |
Lebensraum | Oberste Boden- oder Streuschicht bei hoher Luftfeuchtigkeit |
Gefährdung | Insektizide, Klimawandel, intensive Landwirtschaft |
Wie Insekten haben auch Springschwänze sechs Beine, gehören aber nicht zu den Insekten. Sie atmen über die Haut und haben eine namensgebende Sprunggabel, mit der sie sich von Fressfeinden wegkatapultieren können. Unter extremen klimatischen Bedingungen kommt es bei einigen Arten zu Veränderungen im körperlichen Erscheinungsbild, wie z.B. der Ausbildung zusätzlicher Dornen auf den Hinterleibsegmenten, um wehrhafter zu sein.
In Waldböden mit starker Streuauflage können unter einem Quadratmeter Bodenoberfläche bis zu 200.000 Individuen leben. Die Artenvielfalt ist vom Standort abhängig; in reich strukturierten Wäldern sind mehr als 100 Arten nachweisbar. Klimawandel und intensive Bodenbewirtschaftung führen jedoch zu einem Rückgang der Springschwanzpopulationen. Dabei sind Springschwänze nützliche Kompost- und Bodenbewohner. Sie bauen organische Stoffe ab und setzen so wichtige Nährstoffe für die Pflanzen frei. Besonders für die dauerhafte landwirtschaftliche Nutzung von Böden ist das eine wichtige Voraussetzung.
Pestizide verringern die Anzahl der Springschwänze im Boden deutlich, aber auch Dürren und fehlende Dauer- und Zwischenbegrünung haben einen großen Einfluss auf ihre Populationen. Allein in Sachsen stehen zwischen der letzten Zählung 2019 und der vorigen 2004 weitere neun Springschwanzarten auf der Roten Liste und sind vom Aussterben bedroht. Kein gutes Zeichen für die Gesundheit unserer Böden.
Politisch notwendig:
• Reduktion von Pestiziden
• Bekämpfung des Klimawandels
• Förderung von regenerativer und ökologischer Landwirtschaft
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Foto: Von Manfred Kunz, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2769800