Spezies der Woche #152 – Apollofalter
Der wunderschöne Apollofalter ist der CDU offenbar ein Dorn im Auge. Denn derzeit fordert sie im deutschen Bundestag, die Vorschriften für den Pestizideinsatz im Terrassen- und Steillagenweinbau wie beispielweise an der Mosel zu lockern. Das wäre ein Desaster für den Apollofalter. Nachdem dort in den 80ern ein massiver Rückgang der Population beobachtet wurde, wurde die Ausbringung von Insektiziden durch Hubschrauber 1986 eingestellt. Zusammen mit weiteren Maßnahmen wie der Begrenzung der Pestizidanwendung auf Zeiten außerhalb der Raupenentwicklung und der Biotoppflege konnten sich die Bestände erholen. Heute ist der Apollofalter das Aushängeschild des Weinbaus an der Mosel.
Verbreitungsstatus in Deutschland | Stark gefährdet |
Restvorkommen | Moselhänge, Alpen, schwäbische Alb |
Letzte Sichtung in Europa | Sommer 23 |
Lebensraum | Felsige, baumfreie Flächen mit Fetthennenbewuchs |
Gefährdung | Pestiziden, Verlust von Lebensräumen durch Verbuschung und Aufforstung. |
Gefährdung Pestiziden, Verlust von Lebensraum durch Verbuschung und Aufforstung.
Benannt nach Apollon, dem griechischen Gott des Lichtes, ist der Apollofalter nahezu ausschließlich bei Sonnenschein aktiv. Seine auffälligen schwarz- und rotgefüllten Flecken machen ihn zu einem Liebling der Schmetterlings-Beobachter:innen. Der Rand der grauweißen Flügel erscheint glasig durchscheinend. Die Brustfarbe variiert von hellgrau bis schwarz. Die charakteristischen Flecken, die Oszellen genannt werden, warnen Vögel und Eidechsen. Denn der Falter ist giftig. Auch die schwarz-, gelb- und rotgepunkteten Raupen sind giftig. Die Flügelspannbreite von 60 bis 88 Millimeter ist vergleichsweise groß.
Fetthennen und verwandte Pflanzen sind die einzige Nahrung der Raupen. Nur wo diese Pflanzen in großer Zahl wachsen, können Apollofalter überleben. Die Fetthennen sind anspruchslose Pflanzen, die auf kargsten Boden überleben können, sie sind aber nicht konkurrenzstark. Nur auf weitgehend baum- und buschfreiem Gelände bekommen sie genug Sonne ab.
Im außeralpinen Raum Deutschlands sind solche Lebensräume selten geworden. Allerdings war das nicht immer so: Während der letzten Eiszeit prägten Kältesteppen das mitteleuropäische Landschaftsbild. Diese besiedelte der Apollofalter von seiner ursprünglichen Heimat aus, den zentralasiatischen Hochgebirgen. Mit der Wiederbewaldung nach dem Ende der Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren starb die Art vielerorts aus. Nur an waldfreien Fels-, Schutt- und Geröllfluren der Mittel- und Hochgebirge konnte sie überleben.
An den Moselhängen findet der Apollofalter geeignete Strukturen. Durch die Felsen und den Weinbau auf Schieferböden wird der Bewuchs auf die Weinreben beschränkt. Die dunklen Schieferplatten und Weinbergsmauern nehmen viel Wärme auf und geben diese an Weinreben und Umgebung ab.
Auf der Schwäbischen und der Fränkischen Alb profitierte der Apollofalter vor allem von der Beweidung mit Schafen und Ziegen. Diese halten auch schwer passierbare Gebiete offen und fördern zusätzlich den Wuchs der bevorzugten Nektarpflanzen für die erwachsenen Falter. Nach der weitgehenden Aufgabe dieser Bewirtschaftungsform verdrängten die aufkommenden Gehölze das Nahrungsangebot, so dass der Apollofalter dort fast überall verschwand.
Im Moseltal führte der Rückgang des kleinparzellierten Weinbaus, der ein Zuwachsen angrenzender Felshänge verhinderte, zum Verlust sämtlicher Lebensräume des Schmetterlings. Gleichzeitig brachte der moderne Weinanbau durch den massiven Einsatz von Pestiziden neue Gefahren mit sich. Durch die gezielte Reduktion der Pestizidausbringung an der Mosel Mitte der 80er verbesserte sich der Erhaltungsstatus der Art von ehemals „vom Aussterben bedroht“ auf „stark gefährdet“. Gerettet ist der Apollofalter in Mitteleuropa aber noch nicht.
Politisch notwendig:
– Verringerung des Pestizideinsatzes
– Förderung der Beweidung mit Schafen und Ziegen
– Dauerhafte Förderung von Arterhaltungsmaßnahmen