Spezies der Woche #122 – Tannen – Glasflügler

Glasflügler sind Kleinschmetterlinge, deren Erscheinungsform weniger an einen Schmetterling als an eine Wespe erinnert. Diese Form der Nachahmung nennt man Mimikry. Glasflügler imitieren auch das Verhalten von Wespen, um sich vor Feinden zu schützen; manche von ihnen erzeugen sogar einen wespenähnlichen Brummton. Erkennungsmerkmal dieser Kleinschmetterlinge sind die großenteils durchsichtigen – eben glasklaren – Flügel, wie man sie sonst von Hautflüglern wie Wespen und Bienen kennt.
Verbreitungsstatus in Deutschland
unbekannt
Restvorkommen
Baden-Württemberg, Elsass, Schweiz, Griechenland
Letzte Sichtung in Deutschland
unbekannt
Lebensraum
Gefährdung
kühlfeuchte Tannenwälder, teilweise auch Tannenholz
unbekannt
Im Gegensatz zu anderen Glasflüglern ist die Ähnlichkeit des Tannen-Glasflüglers mit Wespen nicht ganz so groß, da er hauptsächlich schwarz gefärbt ist. Die typische Warnfarben-Kombination Schwarz-Gelb zeigt sich bei ihm durch vier schmale gelbe Ringe am Körper. Zudem finden sich zarte gelbe Farbakzente am Flügelansatz und auf den Vorderflügeln sowie an den Beinen und dem Afterbusch am Hinterleibsende. Auch die Fühler tragen oft Haarpinsel. Alle Glasflügler sind tagaktiv und fliegen vorwiegend im Sonnenschein. Ihre Eier legen Tannenglasflügler nur an Tannen ab. Die daraus schlüpfenden Raupen bohren sich in die Rinde und leben anfangs nur dicht unter dieser. Besonders leicht geht das in vom Rostpilz ausgelösten Krebsgallen. Erst später fressen sie sich tiefer in den unteren Stammbereich und in die Wurzeln. Nach drei bis vier Jahren wird ein Fraßgang zur Rinde hin gefressen, wo sich die Raupe in einem Kokon verpuppt. Vor dem Schlüpfen schiebt sich die sehr bewegliche Puppe mithilfe von Dornenkränzen sowohl aus dem Kokon als auch aus der Puppenkammer ins Freie, damit der Falter unbeschadet schlüpfen kann. In der vom Rostpilz verursachten Krebsgalle kann sie sogar überleben, wenn die Tanne bereits gefällt wurde.
Tannen-Glasflügler leben sehr versteckt, kommen kaum ans Licht und lassen sich mit den derzeit bekannten Lockstoffen nicht anziehen. Nachweise gelingen nur an autochthonen Tannenvorkommen, also Tannenwäldern, die sich ohne menschlichen Einfluss am jeweiligen Standort natürlich entwickelt haben.
Der Tannen-Glasflügler ist deutschlandweit stark gefährdet, der langfristige Bestandstrend zeigt einen starken Rückgang. Woran das genau liegt, ist unbekannt. Denkbar sind der Rückgang von Tannenwäldern und der Klimawandel, der die bevorzugten kühl-frischen Wälder aufheizt.
Politisch notwendig:
·       Finanzierung von Forschung zum Bestand und Gefährdungsursachen von Tannen-Glasflüglern
·       Umfassende Beobachtung gefährdeter Arten
·       Sicherung von autochthonen Wäldern