Spezies der Woche #117 – Flachsnelke
Die Flachsnelke (Silene linicola) ist ein typisches Beikraut in Flachsfeldern. Flachs oder auch Lein wurde bis nach dem 2. Weltkrieg deutschlandweit angebaut, ist heute allerdings nur noch sehr selten zu sehen. Entsprechend ist auch das zugehörige „Unkraut“ in Deutschland ausgestorben. Umso überraschender ist es die Flachsnelke im botanischen Garten Mainz zu entdecken. Dort wird sie gezielt angebaut und um sie dauerhaft zu sichern in der Mainzer Wildpflanzen-Saatgutbank eingelagert.
Verbreitungsstatus in Deutschland
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ausgestorben
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Restvorkommen
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Botanische Gärten Mainz, Frankfurt und Bonn
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Letzte Sichtung
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aktuell
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Lebensraum
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Leinfelder
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Gefährdung
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Aufgabe des Leinanbaus
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Die einjährige Flachsnelke gehört zu den Nelkengewächsen und wird 60 cm hoch. Die Stängel und Blütenstiele sind kurzhaarig rau. Die hübsche Pflanze blüht im Juni und Juli in hellrosa, häufig mit dunkleren Streifen. Sie stammt ursprünglich aus Frankreich und hat sich vermutlich im Zuge des Leinanbaus entwickelt und ausgebreitet. Noch heute wächst sie in den Leinanbaugebieten in Belgien, Frankreich, Italien und auf dem West-Balkan. Für die botanische Forschung ist die Flachsnelke besonders interessant, weil sich die Art im relativ kurzen Zeitraum von 1500 Jahren Flachsanbau mit der Überlebensstrategie als Beikraut entwickelt haben muss.
Nachdem in den 1970ern der Leinanbau in Deutschland vollständig aufgegeben worden war, werden heute wieder vereinzelt Leinfelder angelegt. So wurden 2019 in Deutschland auf 1200 Hektar Lein für Bioleinölproduktion angebaut. Zum Vergleich: Zum Ende des 19. Jahrhunderts gab es auf 215.000 Hektar Leinanbau, primär für die Leinenproduktion.
Bis weit in das 18. Jahrhundert hinein war Flachs bei uns die wichtigste Pflanzenfaser und neben Wolle der Textilrohstoff schlechthin. Verdrängt wurde Leinen zunächst von Baumwolle; schließlich ersetzten billige synthetische Fasern mit leinenähnlichem Erscheinungsbild die seit der Jungsteinzeit verwendete Pflanze. In Belgien wird übrigens immer noch Flachs angebaut; verwendet wird er vor allem für die berühmten Brüsseler Spitzen.
Politisch notwendig:
· Förderung von Leinanbau
· Förderung von Wildpflanzensaatgutbanken
· Sicherung der Leinen und Leinölproduktion, inkl. Mühlen und Webereien
Foto : Franziska Hahn, Botanischer Garten Universität Mainz