Spezies der Woche #114 – Auerrind
Auerrinder (auch bekannt als “Ur”) waren vermutlich die Vorfahren der heutigen Rinder und sind zu Beginn der Neuzeit endgültig ausgestorben. Sie. Als Haustiere waren Auerrinder aber unpraktisch: zu schnell, zu groß, zu schreckhaft, zu wenige Nachkommen. Daher begannen Menschen vor etwa 8000 Jahren, kleinere, ruhigere Tiere zu züchten. Die letzten Auerrinder lebten in entlegenen Gegenden in Polen, Russland und dem Baltikum. Da große Pflanzenfresser eine wichtige Rolle in vielen Ökosystemen haben, versucht man heute, durch Rückzüchtung Auerrind-ähnliche Tiere hervorzubringen.
Verbreitungsstatus | ausgestorben |
Restvorkommen | – |
Letzte Sichtung | 1627 in Polen |
Lebensraum | Sehr ruhige Wälder, Grasland, Feuchtgebiete |
Gefährdung | Lebensraumverlust, Bejagung |
Auerrinder gehörten zu den größten Pflanzenfressern im nacheiszeitlichen Europa, obwohl es regionale Größenunterschiede gab, wie man aus zahlreichen Skelettfunden weiß: In Dänemark und Norddeutschland lag die Schulterhöhe der Auerbullen bei 155 bis 180 Zentimetern, in Ungarn betrug die Schulterhöhe der Bullen nur 155 bis 160 Zentimeter. Das Gewicht der Auerrinder lag wahrscheinlich zwischen 700 und 1.000 Kilogramm, so wie bei Wisenten und Bantengs. Auerkühe waren rotbraun, während die Bullen eine reinschwarze Färbung aufwiesen, bis auf den hellen Aalstrich auf dem Rücken und die weiße Umrandung des Mauls. Im Vergleich zu ihrer domestizierten Form besaßen Ure lange und schlanke Beine. Aufgrund der großen Hörner war ihr Schädel viel größer und länger als bei Hausrindern. Insbesondere Auerbullen verfügten über eine stark ausgeprägte Nacken- und Schultermuskulatur, die den sogenannten Schulterbuckel bildete. Diesen findet man heute noch beim Spanischen Kampfrind, das für Stierkämpfe gezüchtet wird. Mit Hilfe von Computersimulation gelang eine Lebendrekonstruktion eines in Braunschweig gefundenen Auerbullen. Das Skelett diente als direkte Referenz für die Proportionen und Hörner. Körperform und Farbe basieren auf heutigem Wissen über das Auerrind.
Ein bevorzugter Lebensraum des Auerrinder muss rund um den Oberrhein gelegen haben. Hier sind besonders viele Knochen gefunden worden. . Über die exakten Lebensraumpräferenzen der Auerrinder herrscht Unklarheit. Die Art scheint Sümpfe und Sumpfwälder, wie Flusstäler, Flussdeltas und Moore, bevorzugt zu haben, lebte aber wahrscheinlich auch in trockeneren Wäldern und vielleicht in offenen Landschaften. In Europa könnte es eine ökologische Trennung zwischen dem bevorzugten Lebensraum des Auerrinder und dem des Europäischen Wisents gegeben haben, wobei Auerrinder in etwas feuchteren Wäldern und Europäische Wisente in etwas trockeneren Wäldern lebten, obwohl sich die Nischen dieser beiden Arten mit ziemlicher Sicherheit überschnitten.
Bis zu seinem Aussterben im 17. Jahrhundert prägte das Auerrind wie kaum ein anderer großer Pflanzenfresser die von ihm bewohnten Ökosysteme. Durch ihr Fressverhalten schufen Auerrinder halboffene Landschaften, die sich durch eine besonders hohe Artenvielfalt auszeichneten. Heute sind diese artenreichen Lebensräume in Europa so gut wie verschwunden.
Das Auerrindprojekt des Freilichtlabors Lauresham in Lorsch versucht, eine Rinderrasse zu züchten, die den Auerrindern sowohl in Bezug auf ihr Erscheinungsbild als auch hinsichtlich ihreses Verhaltens und ihrer Genetik möglichst nahe kommt. Die Orientierung an der Wildform hat das Ziel, Tiere zu züchten, die für naturnahe, extensive Ganzjahresbeweidungsprojekte in Naturschutz und Landschaftsentwicklung besonders geeignet sind.
Die wachsende Bevölkerung, Waldrodungen und Siedlungsbau verdrängten die Auerrinder nach und nach aus ihrem Lebensraum. Zusätzlich machten domestizierte Rinder den Auerrindern ihre Futterplätze streitig. Auch Viehkrankheiten und Bejagung sorgten für das Verschwinden der Art.
Politisch notwendig:
· Unterstützung der Ökosystemforschung zu großen Pflanzenfressern
· Renaturierung
· strenger Schutz aller gefährdeter Arten
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Foto : Von Aurochs1, Perfect Vision Graphics 513-233-7933 – Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18467703