Spezies der Woche #113 – Lungenenzian-Ameisenbläuling
Lange haben Ameisenbläulinge durch Raffinesse überlebt, doch jetzt sind sie vom Aussterben bedroht. Die Raupen aller Ameisenbläulingsarten ähneln in Geruch, Stimme und sogar Hautoberfläche den Larven der Knotenameise. Diese tragen die Raupen in ihr Nest und füttern sie, oft sogar intensiver als ihre eigenen Larven. Dadurch sind die Raupen gut geschützt und werden erstklassig ernährt. Erst wenn der Schmetterling schlüpft, fliegt die Maskerade auf und der Falter muss den Ameisenbau schleunigst verlassen.
Verbreitungsstatus in Rheinland-Pfalz | ausgestorben |
Restvorkommen | Alpenvorland, Lüneburger Heide |
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz | 1976 in Kindsbach |
Lebensraum | feuchte Wiesen, Heiden und Quellmoore |
Gefährdung | Trockenlegung des Lebensraums, Verlust der Futterpflanze oder der Wirtsameise, zu frühe Mahd, intensive Bodenbearbeitung und/oder -verdichtung |
Der Lungenenzian-Ameisenbläuling hat sich, im Gegensatz zum etwas bekannteren Wiesenknopf-Ameisenbläuling, auf den schönen Lungenenzian spezialisiert. Dieser wächst vor allem an nassen Standorten, weshalb der Lungenenzian-Ameisenbläuling auch Moor-Bläuling genannt wird.
Die Weibchen legen mehrere Eier locker verteilt an den Knospen des Lungenenzians, selten auch auf Blätter und Stängel, ab. Gelegentlich dient auch der Schwalbenwurz-Enzian als Wirtspflanze. Die Raupen fressen sich nach dem Schlüpfen in das Pflanzeninnere und ernähren sich im Fruchtknoten von den Samen beziehungsweise deren Anlagen. Nach zwei bis drei Häutungen fressen sie sich einen Weg nach draußen und lassen sich zu Boden fallen. Hier geben sie Duftstoffe ab und werden sodann von zwei verschiedenen Arten der Knotenameisen (Myrmica ruginodis und Myrmica rubra) aufgesammelt, ins Nest getragen und bis zur Verpuppung versorgt.
Auf EU-Ebene ist der Lungenenzian-Ameisenbläuling auf der Vorwarnliste der von Aussterben bedrohten Arten zu finden. In Deutschland ist die Art stark gefährdet, in Rheinland-Pfalz bereits ausgestorben. Zuletzt wurde der Falter bei uns im Landstuhler Bruch, einem trockengelegten Moor in der Südwestpfalz, gesichtet. Die beiden Knotenameisenarten sind glücklicherweise noch ungefährdet, doch leider sind die Bestände des Lungenenzians in Deutschland stark rückläufig. Diese Pflanze ist ebenfalls in der Rote-Liste-Kategorie stark gefährdet eingeordnet. Hauptursache für die rückläufige Bestandsentwicklung ist die Zerstörung seines Lebensraums. Werden die früher extensiv bewirtschafteten Streuwiesen aufgegeben, trockengelegt, aufgeforstet oder im Zuge einer intensiveren Bewirtschaftung gedüngt, dann verschwinden zwangsläufig auch die Enziane und die Wirtsameisen, die beide für den Falter lebenswichtig sind.
Politisch notwendig:
- Wiedervernässung von Mooren
- Erhalt bestehender Feuchtgebiete
- Förderung von extensive Bewirtschaftung
- Organisation von angepasstem Mähmanagement
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Foto : Von Svdmolen – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4447194