Spezies der Woche # 111- Rheinschnäpel

Eine heftige Diskussion tobt um den Rheinschnäpel. Er ist weltweit ausgestorben; eine eng verwandte Schnäpelart wird jedoch seit 1981 vom dänischen Fischereiministerium gezüchtet, um Wiederbesatz im ursprünglichen Lebensraum zu ermöglichen. Doch was, wenn es doch noch irgendwo den ursprünglichen Rheinschäpel gibt, und er dann durch den Verwandten endgültig verdrängt wird? Ein Aussterbe-Dilemma in mehreren Dimensionen.

Verbreitungsstatus in Deutschland ausgestorben
Restvorkommen Keines bekannt
Letzte Sichtung in Deutschland 1940
Lebensraum Wattenmeer und angrenzende Flüsse
Gefährdung Barrieren, Schadstoffbelastung, Verlust von Laichgründen, Schiffsverkehr

Die Schnauze des Rheinschnäpels endet in einem kleinen Zipfel, was ihm ein witziges Aussehen verleiht. Er hat wenig oder sogar gar keine Zähne im Mund und besitzt, wie alle Muränen, eine Fettflosse, mit der er besonders energiesparend in der Strömung schwimmen kann. Der Rheinschnäpel wird maximal 50-70 cm lang, ca. 2 kg schwer und ernährt sich von Plankton und Pflanzen am Gewässergrund. Er ist ein schwarmbildender Freiwasserfisch und lebt außerhalb der Laichzeit vor allem in küstennahen Bereichen. Allerdings kann er in Gefangenschaft auch sein ganzes Leben im Süßwasser verbringen. Äußerlich ist der Rheinschnäpeln von anderen Schnäpeln kaum zu unterscheiden, da die äußere Körperform der Schnäpel stark schwankt. Für die genaue Artbestimmung braucht man daher Schuppen oder Kiemendornen; einfacher ist natürlich eine DNA-Analyse.

Der Rheinschnäpel wird auch Nordseeschnäpel genannt. Er lebt im Wattenmeer und steigt in Rhein und Ems auf, um dort zu laichen. Leider ist der Rheinschnäpel sehr sprungschwach, sodass er schon bei der ersten kleineren Barriere nicht mehr weiter zu seinen Laichgründen aufsteigen kann. Sperrwerke und Staustufen verhindern so die Fortpflanzung der Schnäpel.

Früher war der Rheinschnäpel eine wichtige Fischart auch für die Elbfischer und brachte große Erträge. Ende des 19. Jahrhunderts sanken die Fangmengen jedoch, und seit 1935 gibt es auch in der Elbe keine Rheinschnäpel mehr. Man hat lange versucht, den Schnäpel durch Besatz wieder anzusiedeln. Bisher scheint allerdings nur eine einzige Population im dänischen Flüsschen Vidå stabil zu sein und sich ohne Unterstützung zu erhalten. Diese ist die Quellpopulation für die dänischen Nachzuchten und Wiederansiedlungsprogramme im Niederrhein und der schleswig-holsteinischen Treene.

Die Ursachen für das Verschwinden der Rheinschnäpel-Vorkommen sind in der Verbauung von Flüssen, der Verschmutzung der Ästuare, in der Schiffbarmachung der Laichflüsse, dem Verlust an Laichgründen, der Überfischung und dem starken Schiffsverkehr zu suchen. Sie sind damit vielfältig, jedoch immer durch den Menschen beeinflusst.

Politisch notwendig:

  • Abbau von Barrieren in Flüssen
  • Renaturierung von Gewässern
  • Steigerung der Wasserqualität

 

Foto : Von Walter, Emil – https://www.flickr.com/photos/biodivlibrary/6102600475, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42986497