Spezies der Woche #109- Steinbock
Vor etwa 200 Jahren konnten sich der Förster Josef Zumstein und der Naturkundler Albert Girtanner über einen großen Naturschutzerfolg freuen. Sie hatten erreicht, dass die letzten 100 Steingeißen und -böcke in den italienischen Alpen unter Schutz gestellt wurden. Zum Glück, denn bis auf diese 100 Tiere war das Steinwild in den Alpen vollständig ausgerottet worden. Alle heutigen Herden gehen auf die damals in der Region Gran Paradiso lebenden Tiere zurück. 100 Jahre später hatten die Schweiz und Österreich den Wert der Tiere ebenfalls wiederentdeckt und die Schweiz bat beim italienischen König um Tiere zur Wiederansiedlung im Kanton Graubünden, der ja sogar einen Steinbock im Wappen trägt. Ihr Gesuch wurde jedoch um 1900 immer wieder abgelehnt. Kurzerhand wurden daher 1906 Jungtiere von Schmugglern in die Schweiz gebracht, finanziert vom Schweizer Innenministerium. Heute bilden diese dort die größte Population in den Alpen.
Verbreitungsstatus in Deutschland | Vom Aussterben bedroht |
Restvorkommen | Gesamter Alpentraum |
Letzte Sichtung in Deutschland | aktuell |
Lebensraum | Alpen, felsiges Terrain mit geringem Bewuchs, Heiden |
Gefährdung | Jagd, Klimawandel, |
„Alpensteinbock„ bezeichnet übrigens nur die männlichen Tiere, die weiblichen heißen „Alpensteingeiß„ und bilden mit den Jungtieren die bekannten Steinbockherden. Die Tiere haben eine Kopfrumpflänge von 150 cm und eine Schulterhöhe von 90 cm. Männliche und weibliche Tiere unterscheiden sich deutlich: die zierlicheren, rötlich oder goldbraun gefärbten Geißen mit kurzen, kaum gebogenen Hörnern sind etwa 40 kg schwer, wohingegen die dunkelbraunen Böcke imposante, bis zu ein Meter lange Hörner und einen Ziegenbart tragen und über 100 kg wiegen können. Im Winter wird das Fell beider Geschlechter gräulich.
Alpensteingeißen und -böcke ernähren sich vor allem von Gräsern; gern knabbern sie auch Kräuter, Zwergsträucher und Baumtriebe. Im Winter halten sie sich in tieferen Lagen auf als im Sommer, aber auch im Sommer steigen sie zum Fressen oft auf alpine Wiesen ab, während sie zum Übernachten die Sicherheit großer Höhen aufsuchen.
In Deutschland gibt es fünf Populationen: zwei kleinere in der Nähe vom Graswangtal/Ammerwald sowie in der Nähe von Bayrischzell und drei größere in den Allgäuer Alpen, an der Benediktenwand und im Hagengebirge. Die Wiederbesiedlung in den deutschen Alpen begann 1936 bei Berchtesgaden. Heute leben in den deutschen Alpen etwa 300 Tiere.
In Frankreich, Italien und Slowenien sind die Populationen derzeit in einem schlechten Erhaltungszustand. Grund dafür ist eine grassierende Lungenkrankheit bei den Jungtieren. Vermutete Ursache sind die Kombination von steigenden Temperaturen durch den Klimawandel und den beschränkten Genpool.
Politisch notwendig:
· Größere Schutzgebiete, in denen die Tiere ungestört sind
· fortgesetzte Forschung zum Steinbocksterben
· Anerkennung von Wiederansiedlung als Notlösung
Hier geht es zu weiteren spannenden Spezies der Woche
Foto : Von Mankei – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=118191954