Spezies der Woche #133 – Laufhühnchen
Emanzipation gibt’s nicht nur bei Menschen: Laufhühnchen gehören zu den feministischsten Vogelarten überhaupt. Das hat der Art den Spitznamen „Kampfwachtel“ eingebracht – dabei ist das Laufhühnchen gar keine Wachtel.
Verbreitungsstatus in Europa
|
Stark gefährdet
|
Restvorkommen
|
Südspanien
|
Letzte Sichtung in Europa
|
unbekannt
|
Lebensraum
|
Küsten mit niedrigem Bewuchs, Trockenrasen und Grünland
|
Gefährdung
|
Lebensraumzerstörung, Beifang bei Wachteljagd, Massentourismus, intensive Forstwirtschaft
|
Das Laufhühnchen ist klein und gedrungen. Erdige Töne am Rücken und cremige am Bauch dominieren sein unauffällig gefärbtes Gefieder. Auf Brusthöhe trägt das Laufhühnchen einen rötlich-orangen Streifen und an den Seiten eine Reihe V-förmiger dunklerer Flecken. Weibchen sind größer als Männchen und ihr Gefieder ist kontrastreicher. Laufhühnchen sehen Wachteln recht ähnlich, gehören aber zu den Regenpfeifern.
Im Gegensatz zu den meisten Vögeln ist das Laufhühnchen eine polyandrische Art, d.h. ein Weibchen paart sich mit mehrfach im Verlauf der der bis zu 8 Monate dauernden Balz. Dementsprechend sind es auch die Weibchen, die bei der Werbung die Initiative ergreifen. Desgleichen sind sie für den Nestbau zuständig. Sie bauen ihre Nester in dichtes, hoch stehendes Gras, mit einem tunnelartigen Zugang. Das Brüten ist dafür Aufgabe des Männchens. Nach 12-14 Tagen schlüpfen die Küken. Sie sind Nestflüchter und bewegen sich nach kurzer Zeit zusammen mit ihren Eltern zwischen Gras und Büschen. Etwa 25 Tage lang werden sie von ihrem Vater betreut.
Es gibt zahlreiche Populationen von Laufhühnchen in verschiedenen Teilen der Welt, aber in Europa liegen die einzigen noch bekannten Vorkommen im Doñana -Nationalpark in Andalusien. Leider handelt es sich nur noch um einige wenige Brutpaare, und vor ein paar Jahren waren in Spanien gar keine Laufhühnchen mehr zu finden, sodass die Art als ausgestorben erklärt wurden. Bis ins 20. Jahrhundert hinein waren die „Torillos“ häufige Vögel in vielen Städten Südspaniens.
Als allesfressender Vogel mit mehreren Gelegen pro Jahr hat das Laufhühnchen eigentlich gute Überlebenschancen. Bedroht ist es durch die schwere Zerstörung seines Lebensraums, also von Gras- und Buschlandschaften an der Küste, die durch Bebauung, aber auch Aufforstung und Bewässerung tiefgreifend und radikal verändert wurden. Außerdem wird das Laufhühnchen von Jägern häufig mit Wachteln verwechselt. Dieser indirekte Jagddruck hat die Bestände stark reduziert. Zwar wurde die Wachteljagd 2002 in Andalusien verboten, um das Laufhühnchen zu schützen, aber die europäische Population scheint dennoch erloschen.
Das Laufhühnchen als Art ist global nicht gefährdet. Es lebt im südlichen Afrika sowie in Süd- und Südostasien. Laut der Roten Liste der Naturschutzunion IUCN gehen seine Bestände allerdings zurück.
Politisch notwendig:
· Sicherer Schutz der verbliebenen Lebensräume
· Renaturierung der potentiellen Lebensräume auch in Sizilien und Portugal
· Stabilisierung der Populationen außerhalb Europas