Recherche zu Ewigkeitschemikalien (PFAS): Die Zeche zahlen Mensch und Natur

Das Recherche-Projekt „Forever Lobbying Project“ hat eine beispiellose Lobbykampagne der Chemieindustrie aufgedeckt. Über ein Jahr lang haben 46 Journalist*innen aus 16 europäischen Ländern die Aktivitäten der PFAS-Industrie untersucht, die mit aller Macht eine EU-Gesetzesinitiative blockieren will. Denn die sogenannten „Ewigkeits-Chemikalien“ (PFAS) sind nicht nur eine Gefahr für unsere Gesundheit und die Umwelt, sondern vor allem: ein Riesengeschäft.

Hierzu erklärt die umweltpolitische Sprecherin der Grünen Europafraktion, Jutta Paulus:

„Die Ergebnisse des Recherche-Projekts zeigen, wie groß Macht und Einfluss der Chemieindustrie sind. Sie investiert Millionen, veröffentlicht verharmlosende Gutachten und Studien, und versucht, die EU-Kommission zu beeinflussen – wo diese ihre Entscheidung doch auf wissenschaftliche Erkenntnisse stützen soll, und nicht auf Partikularinteressen. Die EU-Chemikalienagentur, die Kommission und die Regierungen der Mitgliedstaaten dürfen sich jedoch nicht vereinnahmen lassen.

Das Ziel der Chemielobby ist natürlich, die notwendigen Forschungs- und Entwicklungsaufgaben so lange wie möglich hinauszuzögern. Dabei zahlen die Bürger*innen mehrfach: Mit ihrer Gesundheit, ihrer Natur und ihrem Steuergeld, denn die Sanierungskosten für PFAS-Altlasten werden in die Billionen gehen. Gar nicht zu beziffern ist das menschliche Leid, wenn Krebs, Leberschäden oder Unfruchtbarkeit ganze Familien unglücklich machen.

Darum ist die allgegenwärtige Präsenz von PFAS in Konsumprodukten besorgniserregend! Von wasserabweisender Outdoor-Bekleidung über beschichtetes Kochgeschirr bis hin zu Lebensmittelverpackungen: Verbraucher*innen sind täglich mit PFAS-haltigen Produkten konfrontiert, oft ohne es zu wissen. Die Chemikalien gelangen durch den Gebrauch dieser Produkte in die Umwelt und in unsere Körper, was die gesundheitlichen und ökologischen Risiken weiter verstärkt. Anstatt auf nachhaltige und unbedenkliche Alternativen umzustellen, setzt die Industrie auf Intransparenz und die Hinauszögerung strenger Regularien.

Früher oder später werden PFAS ersetzt werden. Wenn wir damit so lange warten wie beim Asbest, wird es nur teurer.“

Hintergrund:
PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) sind eine Gruppe von über 10.000 Chemikalien, die in zahlreichen alltäglichen Produkten vorkommen und sich in der Umwelt und im menschlichen Körper anreichern. Sie sind äußerst langlebig und verursachen schwerwiegende gesundheitliche Schäden. Das „Forever Lobbying Project“ hat gezeigt, wie die PFAS-Industrie ihre Lobbyarbeit intensiviert hat, um ein geplantes EU-weites Verbot dieser Chemikalien zu verhindern. Laut einer Studie könnte die Sanierung der PFAS-kontaminierten Umwelt die EU bis zu 2 Billionen Euro (in den nächsten 20 Jahren) kosten.