Bürger*innen und Unternehmen fordern umfassendere EU-Regelungen zu endokrinen Disruptoren

18.05.2020

Endokrine Disruptoren (EDCs) sind chemische Substanzen, die in das hormonelle System eingreifen und die Gesundheit von Menschen oder Tieren negativ beeinflussen können.
Die Europäische Kommission hat im Rahmen des European Green Deals dringenden Handlungsbedarf anerkannt. Schon 2019 gab die Kommission bei der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC), dem unabhängigen wissenschaftlichen Dienst der EU, einen „Fitness Check“ der bestehenden Regulierung von endokrinen Disruptoren in Auftrag. Das JRC hat in diesem Zusammenhang einen Konsultationsprozess gestartet, um Meinungen und Erfahrungen von Bürger*innen, Interessenvertreter*innen und Unternehmen erforscht.

Die Ergebnisse wurden nun veröffentlicht und können unter folgendem Link abgerufen werden:
https://publications.jrc.ec.europa.eu/repository/bitstream/JRC120369/jrc120369pdf_1.pdf

Die überwiegende Anzahl der Bürger*innen sind besorgt hinsichtlich der Auswirkungen von endokrinen Disruptoren auf Mensch und Natur. Die Mehrheit der Teilnehmenden beurteilt den Schutz durch das bestehende Regelwerk als unzureichend und ist der Meinung, dass die EU gesetzgeberisch tätig werden sollte.

Als Interessenvertreter*innen wurden Unternehmen, Mitarbeiter*innen aus der öffentlichen Verwaltung, Akademiker*innen, Forschungsorganisationen und zivilgesellschaftliche Organisationen befragt. Hier bezeichnet eine große Mehrheit der Befragten das Fehlen einheitlicher Kriterien zur Identifizierung von EDCs als problematisch. Denn in verschiedenen Sektoren gibt es unterschiedliche Kriterien im bestehenden Regelwerk. Folgerichtig beklagen die Befragten Widersprüchlichkeiten, Lücken und Überschneidungen. Nach vorherrschender Ansicht sollten neue regulatorische Maßnahmen nicht in den einzelnen Mitgliedstaaten, sondern auf EU-Ebene festgelegt werden.

Das Enterprise Europe Network hat zusätzlich Kleinst-, Klein- und mittelständische Unternehmen (SMEs) befragt. Nach Ansicht vieler Befragter führt der regulatorische Prozess zur Identifikation und Kontrolle von endokrinen Disruptoren zu einem effektiven Schutz für Menschen und Wildtiere, zu einer Verbesserung der Funktionsweise des Binnenmarkts und zu einer Förderung von Wettbewerbsfähigkeit und Innovation. Allerdings fehlt es laut der Mehrheit der Teilnehmenden an einer offiziellen Gefahrenkategorie für die Klassifizierung und Kennzeichnung von endokrinen Disruptoren, um ein konsequentes Risikomanagement durchführen zu können.

Die im Konsultationsprozess gewonnenen Erkenntnisse sind ein wertvoller Input für den Fitness Check des Regelwerks zu endokrinen Disruptoren. Ich hoffe, dass die Erkenntnisse sich endlich in einer stringenten Regulierung widerspiegeln werden und warte mit Spannung auf den Kommissionsvorschlag.

Denn dass hormonell wirksame Stoffe in der Umwelt schädlich wirken, habe ich bereits im Studium gelernt! Eigentlich unfassbar, dass noch immer keine konsequente Regulierung erfolgt ist.

Wer mehr über endokrinen Disruptoren lernen möchte, findet viele weitere Informationen auf den Websites der NGOs „EDC Free Europe coalition“ und „The Environmental Working Group“:
https://www.edc-free-europe.org/
https://www.ewg.org/research/dirty-dozen-list-endocrine-disruptors