Bodenzustandsbericht 2024: Weitere Lebensgrundlage in Gefahr
Heute haben das Gemeinsame Forschungszentrum der Europäischen Kommission und die Europäische Umweltagentur den Bodenzustandsbericht 2024 veröffentlicht. Dieser Bericht bewertet den Zustand der Bodendegradation in der Europäischen Union sowie den angrenzenden Ländern wie der Ukraine, Türkei und den Westbalkan-Staaten. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Verschlechterung der Böden wie einer jährlichen Erosion von 1 Milliarde Tonnen Boden allein in der EU. Diese Erosion führt zu einer Abnahme der landwirtschaftlichen Produktivität, beeinträchtigt die Wasserspeicherung und trägt zum Verlust von Biodiversität bei. So sind etwa 24 % der Böden von Wassererosion betroffen, während sich Nährstoffungleichgewichte auf 74 % der landwirtschaftlichen Flächen auswirken. Der Bericht unterstreicht die Dringlichkeit sofortiger Maßnahmen, um die Bodengesundheit zu verbessern und den Klimaschutz zu stärken.
Hierzu erklärt Jutta Paulus, umweltpolitische Sprecherin der Grünen Europafraktion:
„Wie Spitzensportler benötigen auch Böden eine gesunde Grundlage, um Höchstleistungen zu erbringen. Anstelle von kurzfristigen Doping-Methoden zur Maximierung der Produktionsmenge sollten wir uns darauf konzentrieren, die Gesundheit der Böden langfristig zu stärken. Überdüngung, immer schwerere Maschinen, Schadstoffe und zunehmend auch die Auswirkungen der Klimakrise verursachen dramatische Verluste an Humus. Unsere langfristige Ernährungssicherheit hängt am seidenen Faden – wenn wir nicht umsteuern.
Es ist bereits die dritte schlechte Botschaft innerhalb einer Woche für die EU. Zunächst kritisierte die Europäische Umweltagentur das Versagen der Mitgliedsstaaten beim Wasserzustandsbericht, gefolgt von einer scharfen Kritik des Europäischen Rechnungshofs wegen des unkoordinierten Vorgehens im Kampf gegen den Klimawandel. Mit dem ernüchternden Bodenzustandsbericht zeigt sich nun erneut, dass die Politik der kurzfristigen Profitmaximierung langfristige Schäden hervorruft.
Gerade die aktuell in Kolumbien tagende Weltbiodiversitätskonferenz unterstreicht noch einmal, warum es so wichtig ist, unsere Böden zu schützen. Sie spielen eine zentrale Rolle für die Artenvielfalt und den naturbasierten Klimaschutz. Naturbasierte Lösungen wie der gezielte Humusaufbau, nachhaltige Landwirtschaft und Aufforstung bieten effektive Ansätze, um die Bodenqualität zu verbessern und den Verlust der Artenvielfalt einzudämmen. Indem wir die Gesundheit unserer Böden stärken, sichern wir nicht nur die Nahrungsmittelproduktion für zukünftige Generationen, sondern auch ein vielfältiges und resilienteres Ökosystem.
Gestern hat der Umweltausschuss für die Aufnahme von Trilogverhandlungen über das Bodengesundheitsgesetz gestimmt. Ich erwarte, dass die neuen Erkenntnisse Einfluss auf die Verhandlungen haben.”
Hintergrund zum Humus:
Humus ist entscheidend für den Klimaschutz, da er als Kohlenstoffsenke fungiert und Treibhausgase speichert, während er gleichzeitig die Artenvielfalt fördert, indem er fruchtbare Lebensräume für Pflanzen und Mikroorganismen schafft und die Ernährungssicherheit gewährleistet, indem er die Bodenfruchtbarkeit erhöht und somit gesunde Ernten unterstützt.