Spezies der Woche #145 -Saiga
Saigas wirken mit ihren breiten Nasen und den gedrillten Hörnern sehr exotisch. Aber einst lebten sie in ganz Mitteleuropa, auch in Deutschland. Denn während der Eiszeit war es hier kühl genug für die Saigas, und karge Steppen sind ihr Lebensraum. Heute leben sie außer in Zentralasien nur noch im europäischen Teil Kasachstans. Was mit der ehemaligen ukrainischen halbwilden Population seit Kriegsbeginn passiert ist, ist leider unbekannt.
Verbreitungsstatus in Europa
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Vom Aussterben bedroht
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Restvorkommen
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Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Ukraine
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Letzte Sichtung in Europa
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2016
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Lebensraum
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trockene, kalte Steppenlandschaften und Halbwüsten
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Gefährdung
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Jagd, Zerschneidung der Wanderrouten, Klimawandel
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Die männlichen Saigas sind etwas größer als die Weibchen und nur die Männchen tragen 28 – 38 cm lange, fast gerade, wachsfarbene, halb durchsichtige Hörner. Das dünne Sommerfell ist gelb-rötlich, während das Winterkleid dichter, länger und blass-grau ist Charakteristisch ist die Nase: das Nasenbein ist verkleinert, dafür ist die Nasenhöhle extrem vergrößert. Diese anatomische Besonderheit erleichtert den Tieren das Überleben in ihrem Lebensraum. In den zentralasiatischen Steppen, in denen das Thermometer im Winter zweistellige Minusgrade erreicht, im Sommer aber auf über 40 Grad Celsius steigen kann, hilft die vergrößerte Nase bei der so genannten Thermoregulation. Im Winter wird die eiskalte Atemluft im gewundenen Inneren der Nase vorgewärmt. Im Sommer wiederum wird das Blut in der feuchtkalten und stark durchbluteten Nasenschleimhaut ein paar Grad heruntergekühlt, um das Hirn vor Überhitzung zu schützen.
Man unterscheidet die Unterarten Westliche Saiga und Mongolische Saiga. Westliche Saigas stehen auf der Europäischen Roten Liste und kommen gesichert derzeit in drei Populationen in Kasachstan vor, außerdem in der Kalmykischen Steppe in Russland, in Turkmenistan und Usbekistan. In der Eiszeit lebten sie in den Kaltsteppen entlang einem breiten Streifen von England und Frankreich bis zu den Nordwest-Territorien in Kanada und den Neusibirischen Inseln. Auch in Deutschland lebten Saigas, wie der Schädelfund aus Bottrop im Jahre 1970 zeigt. Noch in den Jahren 1600 bis 1800 kamen Saigas bis in die Karpaten und bis zu den polnischen und ukrainischen Flüssen Bug und Prut vor. Der starke Rückgang der Populationen und ihrer Verbreitung setzte nach 1800 ein. Trotz Bejagung und Lebensraumverlust konnten in den 70ern noch 1,25 Millionen Tiere gezählt werden. Ab den 90ern waren es nur noch 50.000. Außerdem lebt noch eine unbekannte Zahl von halbwilden Saigas in Askania Nova, Ukraine. Wie viele von diesen den Krieg bis heute überleben konnten, ist unbekannt.
Die starken Populationsschwankungen sind nur zum Teil natürlich. Vor allem die auffälligen Hörner der männlichen Saigas werden ihnen zum Verhängnis, da die Hörner in der Traditionellen Chinesischen Medizin als angebliches Mittel gegen Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel begehrt sind. Daher werden bevorzugt die männlichen Tiere gewildert.
In der größten Saiga-Population in Kasachstan, im Betpak-Dala-Gebiet, die bis zum Jahr 2015 fast 250.000 Tiere zählte, starben mehr als 200.000 Saigas innerhalb kurzer Zeit. Als Ursache wurde eine Hämorrhagische Septikämie, eine Wild- und Rinderseuche, ermittelt. Dass die Seuche den Großteil der Population der Saigas dahinraffte, ist laut bisherigem Forschungsstand eine Folge von überdurchschnittlich hohen Temperaturen, verbunden mit einer hohen Luftfeuchtigkeit. Dies führte wohl dazu, dass die Vermehrung der sonst harmlosen Bakterien extrem begünstigt wurde.
Politisch notwendig:
· Effektiver Schutz der Saigas vor Wilderei
· Bekämpfung des Klimawandels
· Erhaltungsmaßnahmen für die geschwächten Populationen
Foto: Von Navinder Singh – By email from Ej Milner-Gulland, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58735069