PETITION: Lobbyisten bedrohen das EU-Renaturierungsgesetz

Sehr geehrte Frau Kommissionspräsidentin von der Leyen,

die biologische Vielfalt ist in der Krise. Eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht. Auch in Europa ist das Überleben tausender Tier- und Pflanzenarten aufgrund fehlgeleiteter EU-Landwirtschafts-, Energie-, Industrie- und Verkehrspolitik in Gefahr. Diese schleichende Katastrophe müssen wir stoppen, denn auch die Klimakrise können wir nur mit der Natur bekämpfen.

Doch Lobbyist*innen wollen den Europäischen Green Deal untergraben. Umwelt- und Naturschutz sollen zur Nebensache erklärt werden, um die Interessen einiger weniger mächtiger Akteurinnen und Akteure in Landwirtschaft und Industrie zu schützen. Das wäre eine Katastrophe für Artenvielfalt und Klimaschutz!

Wir fordern Sie deshalb auf, im Juni 2022 ein schlagkräftiges, verbindliches und mit einklagbaren Standards ausgestattetes EU-Renaturierungsgesetz mit weltweiter Signalwirkung vorzustellen!

Schon zwei Mal haben Sie die Veröffentlichung des Kommissionsvorschlags aufgeschoben. Doch die Zeit drängt. Täglich sterben weitere Arten aus, werden Ökosysteme durch menschliche Eingriffe geschädigt. Jede weitere Verzögerung des EU-Renaturierungsgesetzes wird zu weiteren ökologischen, ökonomischen und sozialen Problemen führen.

Es geht nicht nur um den Schutz unserer Natur, sondern auch um deren Wiederherstellung. Graslandschaften, Wälder, Moore: Sie sind unsere natürlichen Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel und helfen bei der Klimaanpassung. Sie binden CO2, das zusammen mit Methan zu den Hauptverursachern des Klimawandels zählt, mildern Starkregenereignisse ab und sorgen für natürliche Kühlung. Immer neue Dürre-, Hitze- und Flutkatastrophen zeigen uns fast monatlich dessen verheerende Auswirkungen. Darum müssen wir der Natur wieder mehr Raum geben!

Doch das EU-Renaturierungsgesetz wird bereits vor seiner Veröffentlichung attackiert. Die Agrarlobby argumentiert, dass der Russland-Ukraine-Krieg zu einer weltweiten Nahrungsmittelknappheit führen wird, die nur durch eine Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen verhindert werden kann. Die drohende Nahrungsmittelknappheit ist tatsächlich ein schwerwiegendes Problem. Doch die wirksamere und nachhaltigere Antwort wäre eine Reduktion der Tierzahlen und die Beendigung der Verwendung von Biomasse für Treibstoff und des Anbaus von Energiepflanzen! Auf 70 % der Agrarflächen werden Tierfutter oder Energiepflanzen angebaut. Das zeigt: wenn wir bestehende Anbauflächen effizienter nutzen, indem wir die klimaschädliche und ineffiziente Fleischproduktion sowie die Biokraftstoffproduktion zurückfahren, können die fehlenden Exporte aus der Ukraine und aus Russland problemlos kompensiert werden.

Statt also die letzten nicht oder extensiv genutzten Flächen unter den Pflug zu nehmen, sollten wir diese Refugien, in denen auch Nützlinge Lebensraum finden, ausweiten! Denn nachweislich werden so auf angrenzenden Flächen weniger Dünger und Pestizide benötigt. Nicht zuletzt mahnt auch der Weltklimarat IPCC im jüngsten Bericht der Arbeitsgruppe III, dass mindestens 30 % der Ökosysteme renaturiert werden müssen, um unsere Klimaziele erreichen zu können.

Wir fordern Sie daher auf, dem Druck von Lobbygruppen entgegenzutreten!

Der Erhalt der biologischen Vielfalt und gesunder Ökosysteme ist von grundlegender Bedeutung für die Bewahrung der Lebensgrundlagen und darf nicht kurzfristigen kommerziellen Interessen zum Opfer fallen.