Spezies der Woche #99 – Löffelente
Eines der wenigen Tiere, die von der allgegenwärtigen Gewässerüberdüngung profitieren, ist die Löffelente. Sie findet in überdüngten Gewässern mehr nährstoffreiche Pflanzenreste und brütet daher heute auch an kleineren Seen und Weihern entlang von Rhein und Mosel. In Süddeutschland ist sie aber trotzdem eher selten, während sie in den Niederlanden mit ihren vielen kleinen und großen Wasserflächen viel häufiger zu sehen ist. Ein erster dokumentierter Brutversuch in der Pfalz wurde 1965 am Neuhofener Altrhein dokumentiert. Brutvorkommen der Löffelente gibt es in Rheinland-Pfalz inzwischen fast jedes Jahr, aber nur lokal und in geringer Zahl. Insgesamt ist die europäische Population stabil.
Verbreitungsstatus in Rheinland-Pfalz | Sehr selten |
Restvorkommen | Rheinebene, Eifel, Niederlande |
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz | aktuell |
Lebensraum | Kleinere Binnengewässer und Auen mit dichten Uferbereichen, |
Gefährdung | Verlust von Bruthabitaten, Jagd |
Die auf Treib- und Schwebeplankton spezialisierte Löffelente ernährt sich überwiegend von Wasserflöhen und anderen Kleinkrebsen, Wasserinsekten sowie Sämereien und Wasserpflanzen. Starkes Algenwachstum ist eine Folge von übermäßigem Nährstoffeintrag in Gewässer. Die große Menge an nährstoffreichen Algen sorgt dann für gut genährte Löffelenten.
Die Löffelente ist tag- und nachtaktiv und hat dabei eine besondere Technik entwickelt, um an Nahrung zu gelangen: Sie vollführt eine Drehbewegung und wirbelt dabei Schlamm auf. Den Schlamm filtert sie dann mit ihrem löffelförmigen Schnabel wie mit einem Sieb. In den Schnabellamellen bleiben dabei Plankton, Wasserflöhe, Insektenlarven, Kaulquappen und Laich hängen. Vor allem im Herbst kann man die Löffelente häufig dabei beobachten, wie sie Kreise und Schlangenlinien auf dem Wasser zieht. Häufig suchen die Enten in Gruppen nach Nahrung, so können sie den Schlamm noch besser aufwirbeln.
Die Löffelente ist ein Mittel- bis Langstreckenzieher; sie überwintert in Westeuropa und im tropischen Afrika. Im März und April ziehen die Löffelenten sehr zahlreich durch Mitteleuropa und können dann auch auf Stauseen und anderen für die Brut nicht geeigneten Gewässern beobachtet werden.
Während der Brutzeit hält sich die Löffelente an nährstoffreichen, flachen Binnengewässern mit deckungsreicher Ufervegetation und freien, unverkrauteten Wasserflächen auf. Man kann sie sowohl an Auwaldgewässern als auch an kleineren Gewässern beobachten. Ihr Nest baut die Löffelente an trockenen Stellen wie in Sauergrasbulten, meist nicht weit von der Wasserfläche entfernt in der Verlandungszone oder auf deckungsreichem Ufer. Die Löffelenten brüten nur einmal im Jahr von Anfang bis Mitte Mai. Die 8 – 12 Jungen sind nach 7-8 Wochen flügge.
Die Hauptgefährdung liegt im Verlust von Brutplätzen sowie in der Jagd. Geeignete Brutbiotope mit ausgeprägter vegetationsreicher Flachwasserzone gehen durch Entwässerung, Verfüllung, Nutzungsintensivierung und bauliche Eingriffe verloren. Zudem werden Löffelenten immer wieder (versehentlich) bei der Jagd auf Stockenten getötet oder verenden durch die Aufnahme von Bleimunition.
Politisch notwendig:
· Renaturierung von Gewässern und Uferbereichen
· Vollständiges Verbot von Bleimunition
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Foto Von Imran Shah from Islamabad, Pakistan – Northern Shoveler (Anas clypeata), CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=110122980