Spezies der Woche #98 – Sand-Lotwurz
Die Sand-Lotwurz ist in Deutschland nur an wenigen Standorten zu finden. Sie kommt im Naturschutzgebiet Großer Sand vor, das im im Mainzer Becken liegt. Der dortige Bestand wird auf 200 bis 300 Exemplare geschätzt. Die Lücke zwischen den Mainzer Vorkommen und denen in Österreich oder in Frankreich beträgt etwa 600 km. Da eine Einschleppung durch den Menschen in jüngerer Zeit ausgeschlossen werden kann, ist diese Population wohl ein Relikt der Tertiärzeit, die vor 66 Millionen Jahren endete.
Verbreitungsstatus in Rheinland-Pfalz | Vom Aussterben bedroht – nur noch an einem Standort vorhanden |
Restvorkommen | Mainzer Sand, Südosteuropa |
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz | aktuell |
Lebensraum | Basenreiche Sandrasen, Trockenrasen und Sanddünen, |
Gefährdung | Autobahnbau, Nährstoffeintrag durch Verkehr und Landwirtschaft, Übernutzung als Erholungsfläche |
Die zweijährige krautige Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von etwa 30 bis 50 cm. Die ganze Pflanze ist trübgrün gefärbt und besitzt überall steife Haare von weißlich–gelblicher Farbe, wie es für Raublattgewächse typisch ist. Der kräftige, stark verzweigte Stängel wächst meist einzeln und ist reich beblättert. Die Blüten sind pyramidenförmig angeordnet und erscheinen vorwiegend im Mai und Juni.
Das Naturschutzgebiet Mainzer Sand ist ein besonderes ökologisches Juwel: Hier findet sich eine einzigartige Pflanzenwelt, Relikt der nacheiszeitlichen Steppenlandschaften. In ganz Mitteleuropa ist es das einzige Gebiet, in dem diese Pflanzengemeinschaft sich in dieser Form und Artzusammensetzung erhalten hat. Auch seltene Tierarten, wie die Kirbys Heuschreckenjäger-Grabwespe, gibt es in ganz Deutschland nur im Mainzer Sand.
Dennoch ist dieses Schutzgebiet durch den geplanten sechsspurigen Ausbau der A643 im Abschnitt Mombach – Gonsenheim bedroht. Weitere Probleme sind pH-Veränderungen durch sauren Regen sowie Nährstoffeinträge durch Abgase und Exkremente von Hunden.den Das verändert den nährstoffarmen Standort entscheidend. Zusätzlich ist der Besuchsdruck ist bei schönem Wetter für das Gelände zu hoch. Manche halten sich auch nicht an das Wegegebot und fahren oder laufen durch die empfindlichen Dünen und stören damit Tiere oder zertrampeln Pflanzen.
Das größte Problem ist aber die Zerschneidung und Begrenzung durch die bereits bestehende Autobahn. Dies führt dazu, dass die Biotope und Populationen voneinander getrennt sind und verinseln. Kommt es tatsächlich zum sechsspurigen Ausbau, wird das bereits stark geschrumpfte Gebiet weiter an Fläche verlieren. Hinzu kommt, dass die geplanten Lärmschutzwände, die bis zu sieben Meter hoch sein sollen, einen weiten Schattenwurf erzeugen und den Wind ausschließen. In diesem Bereich werden die Bedingungen für die Pflanzen stark verändert. Weniger Licht und mehr Feuchtigkeit beeinträchtigen die licht- und wärmeliebenden Pflanzen des Sandtrockenrasens.
Politisch notwendig:
· Kein Ausbau der Autobahn A643 durch den Mainzer Sand
· Verkehrswende
· Beschränkung der Besucher im Gebiet und Schaffung von alternativen naturnahen Erholungs- und Freitzeitflächen
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Foto Von Murx Pickwick – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33595823