Spezies der Woche #83 – der Hellbraune Sackträger
Die Schmetterlingsfamilie der Sackträger sind sehr unauffällige Falter. Ihre einzigartige Technik, um sich ungestört zu entwickeln, besteht im Bau eines Seidensacks, der je nach Art und Lebensraum mit unterschiedlichen Materialien verstärkt wird. So sind sie für Fressfeinde kaum zu finden und haben immer ein windgeschütztes Plätzchen.
Verbreitungsstatus in Rheinland-Pfalz |
ausgestorben |
Restvorkommen |
Bayern, Österreich, Kroatien |
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz |
1950 in Mechtersheim |
Lebensraum |
Moor- und Sumpfwiesen |
Gefährdung |
Habitatverlust |
Der Hellbraune Moorsackträger ist überwiegend in Flachmooren und Sumpfwiesen anzutreffen. Die Raupen variieren in der Färbung von oliv bis zu dunkel rötlich, haben einen schwarzbraunen Kopf und ebensolche Brustschilde. Ihr Sack ist walzenförmig und sehr gleichmäßig mit stets quer angeordneten, kurzen, graubraunen Stängeln belegt. Der mittlere äußere Durchmesser des Sacks beträgt etwa 7 bis 9 Millimeter und seine Länge 17 bis 22 Millimeter, er verjüngt sich zum Ende hin geringfügig.
Während des gesamten Raupenstadiums bleibt die Raupe in ihrer Schutzhülle. Sie bewegt sich mit dem Sack fort; auch Häutung und Verpuppung erfolgen darin. Nur der männliche erwachsene Schmetterling verlässt den Raupensack und sucht das flugunfähige Weibchen auf, um sich zu paaren. Die Weibchen leben ihr ganzes Leben lang im Seidensack und schlüpfen nur zur Futtersuche und Paarung heraus. Die Männchen haben eine extrem kurze Lebenszeit von nur wenigen Stunden, ihre Mundwerkzeuge sind verkümmert.
Die kurze Lebensspanne der Männchen ist auch für andere Arten der Echten Sackträger charakteristisch. Bei manchen Sackträgern treten keine Männchen mehr auf, so daß die Fortpflanzung parthenogenetisch, also eingeschlechtlich, erfolgt.
Die Raupen fressen, im Gegensatz zu vielen anderen Schmetterlingsarten, an vielen verschiedenen Pflanzen. Trotz dieser wenig spezialisierten Ernährung und der Möglichkeit zur parthenogenetischen Fortpflanzung ist der Hellbraune Moorsackträger in den meisten Gebieten ausgestorben. Vermutlich liegt der Grund im Lebensraumverlust, weil viele Moore trockengelegt wurden. Darauf weisen wachsende Populationen in einzelnen, gut betreuten Naturschutzgebieten hin, es ist aber aktuell noch Gegenstand der Forschung.
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Bild: Von Dumi – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8555345