Spezies der Woch #76 – die Drehwurz
Die zierliche, nur zwischen 12 – 25 cm hohe Orchidee ist eine große Besonderheit unserer heimischen Flora. So ist sie mit einer Blühzeit von Ende August bis Mitte Oktober die am spätesten blühende heimische Orchidee und duftet exotisch nach Vanille. Die Blüten sind meist einreihig wendeltreppenartig am Stiel angeordnet. Ihr Hauptlebensraum sind die Weiden von Wanderschafherden, hier ist sie am häufigsten zu finden. Leider geht die Art seit 1950 stark zurück, immer schneller werdend seit etwa 2000.
Verbreitungsstatus | Vom Aussterben bedroht |
Restvorkommen | Noch drei Exemplare am Mittelrhein |
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz | aktuell |
Lebensraum | Extensiv bewirtschaftete, kurze Wiesen |
Gefährdung | Intensive Beweidung oder Mahd, Nährstoffeintrag |
Eine kontinuierliche Abnahme der Vorkommen der Herbstdrehwurz, vor allem seit 2000, stellt die Arbeitsgemeinschaft heimische Orchideen fest. 2000 waren es z. B. noch 150 blühende Pflanzen in Rheinland-Pfalz, 2015 nur noch drei. Auch 2021 konnten drei Exemplare in Rheinland-Pfalz gesichtet warden. Die Orchideenexpert:innen gehen davon aus, dass das langsame Aussterben der Herbst-Drehwurz mit dem Rückgang der Wanderschäferei verbunden ist. Im Saarland kam die Art ebenfalls noch bis in die 1940er Jahre an verschiedenen Stellen vor, seitdem gilt sie dort als verschollen.
Die Herbstdrehwurz gedeiht nur unter sehr speziellen Bedingungen und ist von einer zeitlich genau abgestimmten Nutzung ihrer Lebensräume abhängig. Sie ist ein absoluter Standortspezialist und verschwindet sofort bei zu viel Nährstoffeintrag im Halbtrockenrasen oder zu hoch gewachsener Vegetation. So müssen ihre Wuchsorte bis Ende Juli kurzrasig beweidet oder gemäht worden sein. Unmittelbar nach dieser Nutzung müssen die Wiesen oder Weiden eine Ruhephase haben, denn jetzt entwickelt die Orchidee ihre Blütentriebe bei optimaler Belichtung in relativ kurzer Zeit. Findet die Beweidung oder Mahd nicht zur richtigen Zeit statt, überwuchern andere, konkurrenzfähigere Arten die Herbstdrehwurz, sodass sie aufgrund der fehlenden Belichtung nicht zur Blüte gelangt. Die Ruhephase sollte bis Ende September andauern. Danach können die Flächen wieder extensiv beweidet oder nochmals gemäht werden.
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Bild: Von Patrice78500 – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63020359