Spezies der Woche #72 – die Östliche Smaragdeidechse
Die männlichen Smaragdeidechsen brezeln sich so richtig auf, um im Frühjahr die Weibchen von sich zu überzeugen. Nach der ersten Häutung im Frühjahr legen sie ihr unauffälliges Winterkleid ab. Die verschiedenen Grün- und Blautöne ihres Prachtkleids reichen von Smaragdgrün bis zu Kornblumenblau. Manche Weibchen sind im Frühjahr ebenfalls blau gefärbt, insgesamt aber wesentlich unauffälliger als die Männchen.
Verbreitungsstatus |
Extrem selten |
Restvorkommen |
Kaiserstuhl und bei Passau |
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz |
unbekannt |
Lebensraum |
sonnige, buschreiche Biotope auf Kalk-, Sand- oder Geröllboden |
Gefährdung |
Habitatverlust, Verkehr, Katzen |
Smaragdeidechsen sind flink, aktiv und klettern gern. Sie sind im Vergleich zu anderen heimischen Eidechsen relativ groß und können bis zu 40 cm lang werden. Davon entfallen rund zwei Drittel auf den Schwanz, dessen Ende sie nach Eidechsenart bei Angriffen abwerfen können. Jeder der hinteren Schwanzwirbel hat eine eingebaute Sollbruchstelle. Bei großer Gefahr zieht die Smaragdeidechse die dort verlaufenden Ringmuskeln heftig zusammen und das Schwanzstück fällt ab. Das schwanzeigene Nervensystem arbeitet danach bis zu zwanzig Minuten weiter, sodass das abgeworfene Stück heftig zappelt und die Aufmerksamkeit von Greifvögeln, Mardern oder Katzen auf sich lenkt. Allerdings kann die Eidechse diesen Überlebenstrick nur einmal anwenden, denn das wieder nachwachsende Schwanzstück bildet keine neuen Wirbel, sondern lediglich einen langen Knorpel aus.
Erst vor wenigen Jahren fand man bei Kreuzungsversuchen heraus, dass es zwei unterschiedliche Smaragdeidechsenarten gibt, die beide in Deutschland vorkommen. Sie sehen sich sehr ähnlich und können nur als Jungtiere voneinander unterschieden werden. Während Ost-Schlüpflinge rein braun daherkommen, ist bei den West-Schlüpflingen die Kopfunterseite bereits grün gefärbt.
Der Hauptgrund für den starken Rückgang der Smaragdeidechsen ist der Verlust ihrer Lebensräume. Sie brauchen eine Kombination von dichtem Buschwerk mit sonnenexponierten Stellen für Eiablage und Thermoregulation. Kleinstrukturen aus Totholz oder Steinen, beispielsweise Reisig- oder Legesteinhaufen, werden gern als Sonnenplätze angenommen. Die Eiablage erfolgt in lockeren Sand-, Lehm- oder Lössboden am Ende 15-30 cm langer, selbst gegrabener Gänge, die 10-20 cm unter die Bodenoberfläche reichen. Entsprechend muss es sich um Flächen handeln, die nicht verbuschen oder bepflanzt werden und nicht begangen oder befahren werden.
Smaragdeidechsen können 5-15 Jahre alt werden. Die Mortalitätsrate der Jungtiere liegt im ersten Jahr zwischen 82 und 90 Prozent, in ungünstigen Jahren auch bei 100%. Das liegt unter anderem daran, dass das Gleisbett von Bahntrassen zu ihrem Hauptlebensraum geworden ist, weil andere Flächen mit sonnigen Geröllflächen und Büschen kaum mehr vorhanden sind. Hier werden sie häufig überfahren, auch vom angrenzenden Autoverkehr.
Wichtig wäre es, ihnen angemessene Ersatzhabitate zu schaffen. Dazu gehören niederwaldartige Waldbestände, eine Strukturverbesserung bzw. Wiederherstellung geeigneter Strukturen an zugewachsenen Stellen und die Schaffung von Kleinstrukturen wie Reisig-, oder Steinhaufen. Zur langfristigen Populationssicherung müssen diese oft sehr isolierten Habitate vernetzt werden.
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Bild: Von Uoaei1 – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39840199