Spezies der Woche #71 – der Feldenzian
Was tut man, wenn man Nährstoffe braucht, aber in einer kargen Gegend lebt? Man sucht sich einen guten Freund, der Mineralien liefert und gibt ihm dafür Süßes. Was klingt wie die Geschichte von der Geige spielenden Grille und dem Maulwurf, beschreibt das Zusammenleben von Feldenzian und Wurzelpilzen. Die Pilze (Mykorrhiza) umhüllen die Wurzel des Enzians, schützen ihn damit vor Austrocknung und versorgen ihn mit Stickstoff und Phosphor. Im Gegenzug versorgt die Pflanze den Pilz mit süßer Glucose, die sie mittels Photosynthese herstellt.
Verbreitungsstatus |
Ausgestorben in Rheinland-Pfalz |
Restvorkommen |
Bayern |
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz |
In Saarburg, aktuell botanischer Garten Mainz |
Lebensraum |
trockene, sonnige Magerrasen und –wiesen |
Gefährdung |
Düngung, Pestizide, Verbuschung von Magerwiesen, Biotopzerschneidung, Aufgabe der Wanderschäferei |
Leider reagieren Mykorrhizapilze sehr empfindlich auf Pestizide. Wenn die Bodenpilze jedoch absterben, können auch die Enziane nicht überleben, da ihnen die Mineralstoffe fehlen. Sie sterben in der Folge ebenfalls ab.
Der Feldenzian ist eine immergrüne, blau blühende Pflanze, die viele als typische Alpenpflanze einordnen. Sie kommt aber, wie andere Enzianarten auch, in tieferen Lagen vor. In Rheinland-Pfalz gab es den Feldenzian zuletzt nur noch in Saarburg. Dieser Bestand ist heute ebenfalls erloschen. Der Feldenzian wird bis zu 30 cm hoch, seine Blüte hat einen Durchmesser von rund 2 cm und vier zu einem Kreuz angeordnete Blütenblätter. Mittig befindet sich ein Kranz aus violetten Fransen, charakteristisch für die Kranzenziane.
Als Standort werden magere Weiden oder Wegränder, aber auch lichte Stellen in Wäldern, in einer Höhe von 600 bis 2700 m über dem Meer bevorzugt. Auf sonnigen hellen Wiesen blüht die zweijährige Pflanze von Juni bis Oktober.
Ein weiterer guter Freund des Enzians ist das Schaf. Es hilft der Pflanze bei der Verbreitung: die flugunfähigen Samen bleiben an den Schafsfellen hängen und werden teilweise über weiter Strecken transportiert. Durch den Rückgang der Wanderschäferei und der durch Straßen- und Siedlungsraum stark beschränkten Wandermöglichkeiten, wird auch der Enzian nicht mehr verbreitet.
Aus diesen Gründen ist der Schlauch–Enzian ebenfalls ausgestorben. Einzelne Restbestände von Kreuzenzianen, Deutschem Enzian und Lungenenzian gibt es noch in der Südpfalz und an der deutsch-französischen Grenze nahe Dahn.
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Bild: Von Isidre blanc – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37653528