Spezies der Woche #64 – der Zierliche Wasserschlauch

Der Zierliche Wasserschlauch ist eine fleischfressende Pflanze, die auch Bremis Wasserschlauch genannt wird. Sie ist der schnellste Räuber im Pflanzenreich, denn sie fängt ihre Beute innerhalb von zwei Millisekunden. Zum Vergleich: der menschliche Wimpernschlag dauert 150 Millisekunden.
Verbreitungsstatus
Ausgestorben in Rheinland-Pfalz
Restvorkommen
Hessische Rhön, Bayern
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz
1996 bei Kaiserslautern
Lebensraum
Moore, Nährstoffarme Gewässer
Gefährdung
Eutrophierung, Klimawandel
Die Art ist eine wurzellose, gelegentlich frei flottierende, in der Regel durch Sprosse am Grund befestigte mehrjährige Wasserpflanze. Sie wächst mit Ausnahme der Blüte vollständig unter Wasser. Die Blüte steht an einem dünnen Stängel über der Wasseroberfläche. Die unterirdischen Sprosse sind 25 bis 60 Millimeter lang, bleich, haben ein bis acht Fallen und sehr kleine Blätter.
 
Der Wasserschlauch hat einen aktiven und sehr raffinierten Fangmechanismus. Leider kann man ihn nicht so gut beobachten, denn die Aktion findet unter Wasser statt. Er besitzt sogenannte Fangblasen, die durch eine Klappe verschlossen sind. In den Blasen herrscht Unterdruck der die Wände der Fangblase zusammenzieht. Außen an den Fangblasen befinden sich kleine Fühlborsten, zusätzlich hilft ein zuckerhaltiges Sekret, Beute anzulocken. Mit den Fühlborsten registriert der Wasserschlauch, wenn ein Beutetier nah an die Fangblase herankommt. Passiert das zum Beispiel einem Wasserfloh, so öffnet sich blitzschnell die Klappe, die Wände der Fangblase dehnen sich nach außen und die Beute wird in die Fangblase eingesaugt. Danach schließt sich die Klappe wieder. Nach dem Fang wird die Beute verdaut und das Wasser wieder aus der Fangblase befördert, sodass diese bereit ist, sich das nächste Opfer zu schnappen.
Der Wasserschlauch zersetzt seine eiweißreiche Beute über das Ausscheiden von Enzymen und verbessert so seine Versorgung mit stickstoffhaltigen Nährsalzen. Wegen dieser Fähigkeit kann er an Standorten überleben, an denen viele andere Pflanzen keine Chance haben.
Der Zierliche Wasserschlauch wächst vor allem in nährstoffarmen Gewässern, besonders häufig in Moorgebieten. Diese Gewässer werden durch Nährstoffeintrag aus landwirtschaftlich stark gedüngten Flächen, aber auch über die Luft, immer nährstoffreicher, der Wasserschlauch wird dann durch wachstumsstärkere Konkurrenten verdrängt. In Zukunft könnte ihm der Klimawandel mit zunehmender Trockenheit der Sommer zusätzlich zu schaffen machen. Wissenschaftler vermuten, dass gerade in Süddeutschland die Bestände in Mooren, Sümpfen und auf Feuchtwiesen nahezu verschwinden könnten. Das hat schon der Sommer 2019 gezeigt, in dem viele Teiche mit Vorkommen des Wasserschlauchs austrockneten.
 
Politisch notwendig:
·         Stopp von Eutrophierungen
·         Aufhalten des Klimawandels
Foto : Johannes Marabini, kombiniert vom Team Paulus