Spezies der Woche #63 – der Feldhamster
Bis in die 1980er Jahre hinein galt der Hamster als Ernteschädling und wurde zeitweise unerbittlich verfolgt. Sein starker Rückgang ist allerdings die Folge immer größerer, monotoner Felder, der Nutzung schwerer Erntemaschinen und der Bebauung vermeintlich wertloser Flächen.
Verbreitungsstatus |
Sehr selten, stark rückläufig |
Restvorkommen | Oberrheingraben |
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz | aktuell |
Lebensraum | Getreidefelder |
Gefährdung | Flächenverbrauch, intensive Landwirtschaft |
Als ursprünglicher Bewohner der weiten Steppenlandschaften Osteuropas lebt der Feldhamster heute vor allem auf den Getreidefeldern auf fruchtbaren Lößböden, die einer Steppenlandschaft gar nicht so unähnlich sind.
In Rheinland-Pfalz kommt der Feldhamster in der Oberrheinebene, den Lößgebieten in der nördlichen Vorderpfalz und in Rheinhessen vor. Größtenteils sind es aber nur noch 0,1 bis 0,5 Tiere pro Hektar – nicht viel für ein Tier, das im Umkreis von 300 bis 400 m einen Artgenossen finden muss, um im wahrsten Sinne des Wortes nicht allein auf weiter Flur zu sein. In den Kernverbreitungsgebieten in Rheinhessen und vor allem rund um Mainz finden sich immerhin noch bis zu 10 Tiere pro Hektar.
Für den Hamster, der nicht nur seinen sechsmonatigen Winterschlaf, sondern auch den größten Teil der aktiven Zeit in einem bis zu 2 m tiefen Erdbau mit eigener Kinderzimmerhöhle, Vorratskeller und Toilettenhöhle verbringt, ist der Boden mehr als nur ein Untergrund. Er ist der eigentliche Lebensraum. Entsprechend wichtig ist ein unbebauter, unverdichteter Boden.
Da der Hamster einen überirdischen nächtlichen Aktionsradius von etwa 200–500 m hat, zeichnet sich ein guter Lebensraum dadurch aus, dass mehrere Kulturen auf verschiedenen Äckern erreichbar sind. Idealerweise müssen die Tiere keine kahlen Flächen überqueren, wo sie ein gefundenes Fressen für Beutegreifer aus der Luft sind. Der kleinparzellierte Ackerbau der letzten Jahrhunderte bot einen wesentlich besseren Lebensraum für den Hamster; inzwischen wurde unter anderem durch Flurbereinigung die Habitatvielfalt und das Vorkommen von Gebüschen und Hecken auf landwirtschaftlichen Flächen deutlich reduziert.
Der landwirtschaftliche Strukturwandel hin zur Mechanisierung und größeren, einheitlicheren Anbauflächen stellt für den Hamster ein großes Problem dar, auch weil diese Monokulturen oft schon vor dem Winterschlaf des Tieres im September abgeerntet werden. Nun ist weder der Getreidevorrat für den Winter gefüllt, noch ist der Hamsterbau von oben geschützt. Wichtig für ihn sind daher auch Ackerfutterpflanzen wie Luzerne oder Klee, die dauerhaft Deckung bieten.
Doch nicht nur die Landwirtschaft verändert unsere Landschaft. Auch Straßen und Siedlungserschließungen zerschneiden und verkleinern das Reich des Hamsters von Tag zu Tag. Sein Lebensraum ist bei Planern und Architekten wegen seiner angeblich geringen ökologischen Wertigkeit beliebt – Einkaufszentren und Gewerbegebiete stehen vielfach dort, wo vorher wogende Weizenfelder dem Hamster als Lebensraum dienten.
Politisch notwendig:
- Reduzierung des Flächenverbrauchs auf Netto-Null
- Extensivierung von Landwirtschaft
- Förderung kleinräumiger Landwirtschaft
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Foto Von SgH Vienna – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=90037259