EU-Impfdebatte: Wer wird als erstes versorgt? Wie wird fair verteilt?

PRESSEMITTEILUNG, Donnerstag, 12. November 2020 – Brüssel

Heute Vormittag debattiert das Europäische Parlament in seiner Plenarsitzung zur Transparenz des Erwerbs von sowie des Zugangs zu COVID-19-Impfstoffen.

 

Hierzu kommentiert Katrin Langensiepen, Vize-Vorsitzende des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten und Vize-Vorsitzende der interparlamentarischen Gruppe von Menschen mit Behinderung:

„Bei der Impfstrategie nicht zu vergessen sind Menschen mit Behinderung. Nicht alle Menschen mit Behinderung gehören automatisch zur Risikogruppe. Trotzdem wurden viele von ihnen überproportional von der Pandemie getroffen und in dieser Zeit im Stich gelassen und diskriminiert.

Kein Zugang zu medizinischer Versorgung, Hilfe- und Pflegeleistungen und Information war und ist immer noch für viele ein Problem. Einrichtungen entwickelten sich zu Todesfallen und in überlasteten Kliniken von Mitgliedstaaten wurden einige aufgrund „niedriger Lebenserwartung“ Opfer von Triage.

Das mindeste, was jetzt getan werden muss, ist die Gruppe von Menschen mit Behinderung mit Vorerkrankung oder erhöhtem Risiko prioritär mit dem Impfstoff zu versorgen. Vor allem in Einrichtungen. Sie müssen daher explizit in der Kategorie der sogenannten „vulnerablen Gruppen“ genannt werden.“

Jutta Paulus, Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ergänzt:

„Ich erwarte von der Europäischen Arzneimittelagentur, dass sie die Daten der klinischen Studien transparent macht, damit eine unabhängige Begutachtung erfolgen kann. Denn Sicherheit und Wirksamkeit sind wichtiger als Geschwindigkeit. Danach müssen wir sicherstellen, dass der Impfstoff zuerst jene erreicht, die ihn am dringendsten benötigen. Bestmöglicher Schutz der Bevölkerung muss vor wirtschaftlichen Interessen kommen. Daher ist es von zentraler Bedeutung, dass die Mitgliedstaaten den Empfehlungen des Europäisches Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) folgen und eine koordinierte Impfstrategie verabreden.

Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, dass Europa schnellstmöglich und umfassend handeln muss, um in Zukunft gemeinsam auf Gesundheitskrisen reagieren zu können. Eine koordinierte Impfstrategie und das ebenfalls heute beschlossene EU4Health sind wichtige erste Schritte in diese Richtung. In Zukunft darf es keine nationalen Alleingänge mehr geben.“