Europäische Umweltagentur: Schlechter Zustand der Natur

PRESSEMITTEILUNG, Montag, 19. Oktober 2020 – Brüssel

In ihrem heute veröffentlichten Statusbericht zum Zustand der Natur in der Europäischen Union zeichnet die Europäische Umweltagentur (EEA) ein bedrückendes Bild. 81 % der Lebensräume und 63 % der Tier- und Pflanzenarten sind in keinem guten Zustand. Für den Naturstatusbericht wurden Daten von 2013 – 2018 ausgewertet.

Abgesehen von wenigen Verbesserungen auf lokaler Ebene verschlechtert sich die Gesamtsituation unserer Natur. Gründe hierfür sind in erster Linie eine nicht nachhaltige Landwirtschafts- und Forstpolitik, die Ausbreitung städtischer Siedlungen und Verschmutzung. Zudem hinken Mitgliedstaaten bei der Umsetzung von EU-Umweltrecht hinterher.

Der Europäische Rechnungshof war bereits in seinem Sonderbericht „Biodiversität landwirtschaftlicher Nutzflächen“ im Juni zu dem Schluss gekommen, dass die Maßnahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik die Artenvielfalt nicht schützen und hatte klare Empfehlungen für deren zukünftige Instrumente ausgesprochen. Weder die Kommission noch der Agrarausschuss des Europaparlaments sind diesen Empfehlungen gefolgt.

Hierzu kommentiert die grüne Europaabgeordnete Jutta Paulus:

„Wir haben unsere Artenschutzziele verfehlt. Das Überleben tausender Tier- und Pflanzenarten ist in Gefahr und einer der Hauptgründe ist eine fehlgeleitete EU-Landwirtschaftspolitik! Die Europäische Agrarpolitik muss endlich dem Europäischen Grünen Deal, der EU-Biodiversitätsstrategie und der „Vom-Hof-auf-den-Tisch-Strategie“ gerecht werden. Verbesserungen auf lokaler Ebene zeigen, dass Naturschutzmaßnahmen Wirkung zeigen, wenn sie nur konsequent umgesetzt werden.

Die Zeit der Ausreden ist vorbei. Es braucht ausreichend Anreize für den Umweltschutz. Deshalb muss die Hälfte der landwirtschaftlichen Direktzahlungen an wirksame Umweltmaßnahmen gekoppelt werden. Ich erwarte von den Europaabgeordneten, dass sie bei den in dieser Woche anstehenden Abstimmungen zur Gemeinsamen Agrarpolitik der Wissenschaft folgen, statt Milliarden für nicht nachhaltige Landwirtschaft zu verschleudern. Der Mehrjährige Finanzrahmen der EU, unser Budget für die nächsten sieben Jahre, muss 10 % der Mittel für Maßnahmen zur Verfügung stellen, die die Biodiversität sichern.“

Hintergrund:
„State of Nature“ Report 2020: https://www.eea.europa.eu/publications/state-of-nature-in-the-eu-2020