Spezies der Woche #18( KW 21-2020) – die Große Hufeisennase
Verbreitungsstatus | Extrem selten |
Restvorkommen | Mayen, nur männliche Tiere, Sichtungen entlang Mosel, Sauer, Saar |
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz | aktuell |
Lebensraum | Gärten, Obstwiesen, strukturreiche Waldsäume |
Bedrohung | Straßenverkehr, Insektensterben, fehlende Habitate |
Mehr Infos:
Die Große Hufeisennase ist eine der größten Fledermausarten Europas. Sie besitzt eine Spannweite von 35 bis 40 cm, eine Kopf-Rumpf-Länge von 5,6 bis 7,1 cm und ein Körpergewicht zwischen 17 und 34 Gramm. Auffälligstes Merkmal ist der hufeisenförmige Nasenaufsatz, der allen Hufeisennasen ihren Namen gibt. Diese Nase erlaubt ihr, die Ultraschallsignale zu bündeln.
Die Große Hufeisennase nutzt verschiedene Lebensraumtypen, mit reichhaltiger Auswahl an Großinsekten. Zum Jagen bevorzugt sie mosaikartig zusammengesetzte, extensiv genutzte Kulturlandschaften, reich an natürlichen Saumbiotopen und Hecken. Mehrere Flächen mit insgesamt 6-7 ha Größe rund um die Wochenstubemüssen als Jagdgebiet vorhanden sein. Als wärmeliebende Art bewohnt die Große Hufeisennase Höhlen und Stollen, vor allem aber warme, ungestörte Dachspeicher und Kirchtürme mit Temperaturen von etwa 10° bis 37°C als Sommerquartier. Im Winter hält sich die Große Hufeisennase in kühleren Höhlen, Stollen oder Kellern auf, in denen die Umgebungstemperatur zwischen 5° und 12 °C schwanken kann und in denen eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit herrscht.
Die einzige in Deutschland bekannte Wochenstube, also ein Quartier, in dem Nachwuchs aufgezogen wird, befindet sich in Hohenburg in Bayern. Die aktuellen rheinland-pfälzischen Fundorte der Großen Hufeisennase konzentrieren sich auf die Talsysteme von Mosel, Saar und Sauer. Es handelt sich um wandernde Männchen beziehungsweise einzelne überwinternde Tiere.
Der Einsatz von Insektiziden in der Landwirtschaft verringert die Menge an Käfern und Fliegen in den Jagdgebieten und entzieht der Großen Hufeisennase die Nahrungsgrundlage. Eine zusätzliche Bedrohung stellt die Parasitenbekämpfung mit Ivermectin und Avermectin in der Viehzucht dar: die Wirkstoffe finden sich unverändert im Dung; wird dieser auf Felder ausgebracht, gehen die Vorkommen an Mistkäfern und Dungfliegen drastisch zurück.
Durch die niedrige Flughöhe dieser Fledermausart kommt es häufig zu Kollisionen mit Fahrzeugen.
Politisch notwendig:
- Sicherung und Neuanlage von Fledermausquartieren
- Keine neuen Straßen an bekannten Quartieren
- Verminderung des Einsatzes von Insektiziden und Antiparasitika in der Landwirtschaft
- Förderung von extensiver Landwirtschaft
Bild: Von Prof. emeritus Hans Schneider (Geyersberg) – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23957687
Eine Übersicht über alle Spezies der Woche findet ihr hier.